Action for Happiness

Frau im Wechsel sprach mit Britta Scholten, Coach, Wechseljahresberaterin und ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Organisation Action for Happiness.


„Action for Happiness“ – das klingt interessant. Was genau ist das?

„Action for Happiness“ ist eine soziale Bewegung von Menschen, die sich für eine glücklichere Welt einsetzen. Sie ist in 190 Ländern vertreten und seit fünf Jahren auch im deutschsprachigen Raum tätig. Menschen, die für Action for Happiness tätig sind, geben ein einfaches Versprechen: Sie versuchen, mehr Glück in der Welt um sie herum zu erschaffen.

Und wie machen sie das?

Ein sehr beliebtes Angebot ist der Glückskalender. Jeder Monat steht unter einem glücksbringenden Motto, z.B. Freundlichkeit oder Aufmerksamkeit. Die jeweiligen Monatskalender enthalten Tipps für jeden Tag, um dieses Motto stärker in den Alltag einzubringen. In der online-Community gibt es viele Gruppen, z.B. die „Drei gute Dinge“-Gruppe, die dazu einlädt, jeden Tag drei gute Dinge zu notieren. Dazu gibt es die online-Kurse „Happiness Habits“ und „Erkunde, was zählt“, lokale Gruppen und Aktionen wie z.B. die regelmäßigen Happy Cafés oder Events zum Weltglückstag – der ist übrigens jedes Jahr am 20. März. Alles basiert übrigens auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Du bist neben Deiner Tätigkeit als Coach und Wechseljahresberaterin auch für Action for Happiness tätig. Was machst Du da?

Mein erster Kontakt mit Action for Happiness war der monatliche Newsletter. Dann habe ich in der Corona-Zeit an dem allerersten online-Kurs teilgenommen und war so begeistert, dass ich danach gleich selbst einen Kurs geleitet habe. Mit einem Co-Trainer aus München, den ich erst eineinhalb Jahre später endlich mal persönlich kennengelernt habe.

Mich hat die Offenheit und auch die Verletzlichkeit der Menschen in diesen Kursen sehr beeindruckt und mich auch selbst sehr zum Nachdenken gebracht. Gerne würde ich auch wieder regelmäßig aktiver sein, aber das lässt meine Zeit gerade nicht zu. Daher konzentriere ich mich auf Einzelaktionen – mit meiner online-Webinar-Reihe „In 12 Schritten durchs Jahr“ habe ich Spenden gesammelt und ich werde auch 2024 gerne wieder die Aktionen rund um den Weltglückstag unterstützen.

Glücklich möchten alle Menschen sein. Gibt es auch Erkenntnisse von „Action for Happiness“, die speziell Frauen in den Wechseljahren helfen können?

Frauen in den Wechseljahren haben zum Teil mit Gefühlsschwankungen zu tun, von depressiven Verstimmung, über Ängstlichkeit bis hin zu Tränen- oder Wutausbrüchen. Diese Gefühlsschwankungen sind bedingt durch die hormonellen Schwankungen. Dagegen kann auch die beste psychologische Methode nichts machen. Aber die Gefühlsschwankungen werden durch Stress oder allgemeine Unzufriedenheit noch verstärkt. Und da können die zehn Schlüssel zum glücklicheren Leben sehr wohl unterstützen.

Was sind diese zehn Schlüssel?

Die zehn Punkte stammen aus dem Buch „10 Keys to Happier Living“ von Vanessa King, die dem englischen Führungsteam von Action for Happiness angehört. Die Punkte sind: etwas für andere tun, sich mit anderen verbinden, für den eigenen Körper gut sorgen, bewusst leben, immer wieder etwas Neues lernen, sich Ziele setzen, auf die man sich freut, innere Stärke zu entwickeln, herauszufinden, was einem gut tut, sich wohl mit einem selbst zu fühlen und Teil von etwas Größerem zu sein. Im Englischen lassen sich die zehn Schlüssel gut abkürzen: GREAT DREAM.

Jeder dieser Schlüssel kann dabei helfen, den Fokus auf positive Aspekte des Lebens zu lenken und den Umgang mit Veränderungen zu erleichtern. Gerade Frauen, die mit den körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren nicht gut zurechtkommen, können durch passende Methoden wieder – oder vielleicht sogar erstmals – lernen, sich mit sich selbst wohl zu fühlen. Auch gut für den eigenen Körper zu sorgen, ist natürlich immer eine gute Idee. Aber gerade Frauen in den Wechseljahren können durch bewusste Ernährung, gute Entspannung und regelmäßige Bewegung ihre Symptome positiv beeinflussen und so auch für ihr Glücksempfinden sorgen.

Kann ich diese zehn Schlüssel alleine erlernen oder brauche ich dazu eine Therapeutin oder einen Kurs?

Die zehn Schlüssel können jederzeit eigenständig umgesetzt werden. Ein paar Vorschläge, wie man das für sich selbst, in seiner Umgebung oder auf der Arbeit machen kann, kann man auf der Webseite von Action for Happiness finden. Aber natürlich ist der Austausch mit anderen wirksamer, um das eigene Verhalten nachhaltig zu verändern. Daher würde ich immer empfehlen, zumindest in die Community zu schauen oder Einzelveranstaltungen zu nutzen. Für Frauen, die sehr große Schwierigkeiten damit haben, ein neues Selbstkonzept für die Zeit nach der fruchtbaren Phase zu entwickeln, bietet sich eine Einzelberatung an. Hier kann man stärker auf die individuellen Schwerpunkte eingehen als im Kurs. So kann für die eine Frau im Fokus stehen, erst einmal herauszufinden, was ihr gut tut. Bei einer anderen geht es vielleicht eher darum, eine Resilienz gegenüber den Wirren der Wechseljahren zu entwickeln.

Es gibt ja auch den Begriff der toxischen Positivität. Ist der Fokus auf das Glücklichsein wirklich das Wichtigste im Leben? Gerade auch in der heutigen Zeit?

Das ist eine häufige Frage. Wir haben 2022 auch sehr intensiv diskutiert, ob wir unsere Aktionen zum Weltglückstag durchführen sollten, so kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Und die Weltlage ist ja nicht besser geworden. Doch es gibt eine Leitlinie, die wir akle aus den Sicherheitshinweisen im Flugzeug kennen: Wir müssen erst die eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor wir anderen helfen. Genaus sieht das beim Glück aus. Wenn ich so tief in die Traurigkeit, das Entsetzen oder das Unglück eintauche, habe ich häufig keine Energie mehr, mich um andere oder anderes zu kümmern. Natürlich kann auch der Frust über schlechte Entwicklungen Energien freisetzen. Aber wenn ich selbst nicht mehr aus dem tiefen Loch komme, funktioniert das nicht mehr.

Zum Thema „toxische Positivität“: Die zehn Schlüssel für ein glücklicheres Leben bedeuten nicht, dass wir nur noch glücklich grinsend durch die Welt schweben. Es wird immer ein Auf und Ab geben. Nur können wir die Abschwünge abfedern und kürzer halten. So kann sich eine Frau, die auf einmal schwer unter Hitzewallungen leidet, zu Hause verstecken und auf dem Sofa liegend vor sich hin leiden. Das mag auch mal der richtige Weg sein. Aber wahrscheinlich fühlt sie sich besser, wenn sie an den Schlüsse „Verbinde dich mit anderen“ denkt und sich mit anderen Frauen spricht. Allein durch das „Ich bin nicht allein“ fühlen sich viele schon besser. Und vielleicht hat die eine Frau aus dem Netzwerk auch einen entscheidenden Tipp.

Was möchtest Du zusammenfassend noch sagen?

Ich zitiere den Dalai Lama, der als Schirmherr von Action for Happiness dient. In einem Video-Meeting anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Action for Happiness sagte er „You do good things!“. Ich habe durch die Beschäftigung mit den Thesen der positiven Psychologie viel gelernt, was zum eigenen Glücksempfinden beitragen kann. Aber die Kernbotschaft bleibt für mich: Wenn ich mich glücklich(er) fühlen möchte, kann ich das sehr schnell dadurch erreichen, dass ich andere Menschen glücklicher mache und etwas Gutes in die Welt schicke. Sei es ein Gedanke, ein Lächeln oder eine größere Aktivität. Und für Frauen in den Wechseljahren gilt das umso mehr. Lasst uns nicht still und einsam leiden, sondern eine Verbindung aufbauen. Und so uns alle glücklicher machen.