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Im Gespräch mit Lovisa Ósk Gunnarsdóttir – When the bleeding stops

Lovisa Ósk Gunnarsdóttir ist eine isländische Tänzerin. Mit dem Stück „When the bleeding stops“ bricht Lovisa mit der Stille und dem Tabu, das die Wechseljahre in den westlichen Gesellschaften umgibt. Sie transportiert uns in die Wohnzimmer der Teilnehmerinnen und geht tief in die vielen Schichten der Erfahrungen, die Frauen mit den Wechseljahren machen.

Das Interview wurde von uns aus dem Englischen übersetzt.

Wie bist Du auf die Idee für „When the bleeding stops“ gekommen?

Ich war 16 Jahre Tänzerin bei der Iceland Dancing Company. Als ich gerade 40 wurde, hatte ich mich verletzt und konnte längere Zeit nicht tanzen. Ich habe damals realisiert, wie sehr ich emotionale Themen, aber auch physische, durch das Tanzen aufgelöst hatte. Das fehlte jetzt. Man kann sagen, dass mein ganzes System kollabierte.

Eines Tages, als es mir schon wieder etwas besser ging, war ich spazieren gegangen. Als ich nach Hause kam, war ich unruhig und hatte das Gefühl, dass ich jetzt tanzen müsste, um all die Gefühle und Gedanken auszudrücken. Also zog ich die Vorhänge zu, suchte einen Song aus und begann zu tanzen. Erst nur sehr vorsichtig, aber es fühlte sich bereits ein bisschen besser an. Ich merkte, dass diese Routine: Spazierengehen, einen Song auswählen und tanzen, eine große Rolle in meiner Genesung spielte. Sowohl pyhsisch als auch mental. Es war, als ob ich mich wieder mit meinem Körper verbinden konnte.

Als ich dann die ersten Symptome der Wechseljahre verspürte und realisierte, wie wenig Frauen – so auch ich – über diese Zeit wissen, hatte ich die Idee, dass meine Tanzroutine auch für andere Frauen hilfreich sein könnte. Und dass ich so auch die Stille und das Tabu um die Wechseljahre aufbrechen könnte.

Wie hast Du die Zeit erlebt, als Du selbst die ersten Wechseljahressymptome bemerktest?

Ich wusste nichts über die Wechseljahre, also habe ich erst mal gegoogelt. Es fühlte sich schrecklich an – je mehr ich über die Wechseljahre las, desto mehr hatte ich das Gefühl, ich habe mein Ablaufdatum erreicht. Das war es jetzt. Jetzt geht es nur noch bergab, bis ich sterbe. Ich habe mich geschämt und konnte mit niemanden darüber reden. Ich wollte auch nicht darüber reden, denn ich wollte auch keine Bestätigung bekommen, dass ich wirklich in den Wechseljahren bin. Ich habe gedacht: solange mir niemand wirklich bestätigt, dass ich in den Wechseljahren bin, brauche ich mich ja nicht damit zu konfrontieren. Gleichzeitig habe ich immer gedacht: Das Leben kann doch nach den Wechseljahren nicht vorbei sein!

Das ist es ja auch nicht. Viele Frauen stellen gerade in dieser Zeit großartige Dinge auf die Beine. So war es dann ja auch bei Dir. Wie war der Weg bis zu dem Projekt?

Ich habe die Company verlassen und ein Masterstudium begonnen. In meiner Abschlussarbeit habe ich meine Erfahrung verarbeitet und ein Stück gestaltet, das „Vorbereiten auf die Menopause – ein Selbsthilfetanz“ hieß. Ich hatte realisiert, dass viele meiner Symptome, die mit meiner Verletzung zusammenhingen, auch in den Wechseljahren auftreten können. Das machte mich neugierig darauf, welche Geschichten andere Frauen erzählen können, wenn auch sie diese Tanzroutine ausprobieren. Mit der Zeit entwickelte sich aus meiner Abschlussarbeit und den weiteren Erfahrungen dann das Stück „When the bleeding stops“, bei dem ich Frauen einlade, mitzuwirken.

Wie findest Du die Frauen?

Am Anfang hatte ich eine offene Einladung in eine Wechseljahres-Facebook-Grupppe hier in Island gepostet: Probiert meine Routine aus, geht spazieren, konzentriert Euch auf Eure Gedanken und Gefühle, sucht dann zu Hause einen gerade passenden Song aus und tanzt. Ich hatte auch gefragt, ob die Frauen Lust hätten, sich beim Tanzen zu filmen und mir die Videos zu schicken. Und dann bekam ich all diese Videos von Frauen, die in ihrem Wohnzimmer tanzten. Das war sehr berührend. Inzwischen ist es so, dass ich immer wenn wir reisen, Frauen vor Ort einlade, mitzumachen. Wir arbeiten zunächst online, dann lade ich sie ein, mit mir auf die Bühne zu gehen. Ich nutze auch die Videos, die mir geschickt werden, wenn die Frauen damit einverstanden sind.

Wie kam „Wenn the bleeding stops“ von Island nach Wiesbaden?

Wir waren mit dem Stück auf einem großen Tanztreffen in Dublin. Seitdem bekommen wir Einladungen aus allen möglichen Orten. Allein für die nächsten Monate stehen 15 verschiedene Städte auf dem Programm, eventuell kommen wir auch noch mal nach Deutschland, diesmal nach Köln.

Wie erklärst Du dir die positive Wirkung Deiner Tanzroutine?

Es ist keine Therapie, die ich anbiete, aber viele Frauen finden es sehr therapeutisch. Es scheint, als würden sich die Frauen über den Tanz öffnen können, eine besssere Verbindung zu ihrem Körper bekommen. So können sie auch mit den Symptomen der Wechseljahre wieder besser umgehen, sich selbst fühlen, ein neues Bild von sich finden. Manchen Frauen reicht es, ein- oder zweimal zu tanzen, andere haben meine Routine auch zu ihrer gemacht, weil sie merken, dass es ihnen hilft. Eine Frau hat mir z.B. erzählt, dass sie sich das erste Mal in ihrem Leben schön gefühlt hatte. So etwas berührt mich tief.

Auch ich habe es getestet, wir sind ja über Deinen Aufruf für die Produktion in Wiesbaden in Kontakt gekommen. Da ich früher viel getanzt hatte, auch Turniere, fand ich die Idee sehr spannend. Aber mich beim Tanzen zu filmen – das hat mich schon Überwindung gekostet. Wie reagieren die Frauen auf Deine Bitte, sich zu filmen und Dir die Videos zu schicken?

Das ist tatsächlich für viele Frauen ungewohnt oder sogar unangenehm. Man muss das auch nicht machen. Aber das Filmen macht etwas mit Dir. Es ist ein Unterschied, ob Du nur für Dich tanzt oder ob Du dich dabei filmst, ob Du das Video dann an mich schickst und sogar zustimmst, dass es veröffentlicht wird. Manchmal mag man es, an anderen Tagen eher nicht. Aber Du entscheidest. Allein diese Kontrolle zu haben, ist für viele Frauen sehr hilfreich, die sich sonst den Wirren der Wechseljahre ausgeliefert fühlen.

Ich finde es auch spannend, ob Frauen ihre eigenen Videos anschauen mögen oder nicht. Es kann sehr interessant sein, sich selbst über die Zeit zu begleiten und zu sehen, wie sich der Tanz ändert. Und sich selbst zu erlauben, dass sich der Tanz und auch der Körper ändert. Das ist für mich auch ein wesentlicher Bestandteil der Wechseljahre.

Du machst das Projekt jetzt seit fünf Jahren. Wird es lauter um die Wechseljahre oder steht immer noch die Stille und das Tabu im Vordergrund?

Es verändert sich etwas. Auch aus medizinischer Sicht. Ich halte zu Beginn des Stücks einen Monolog, in dem ich Informationen über die Wechseljahre gebe. Den musste ich in dieser Zeit bereits dreimal ändern: Zunächst hieß es „Auf keinen Fall Hormone“, dann „Hormone sind okay“ und aktuell eher „Du musst Hormone nehmen“. Und das wird es bestimmt nicht gewesen sein. Ich habe gerade in einem Artikel gelesen, dass man jetzt untersucht, wie die Wechseljahre einfach überspringen werden könnten. Das find ich sehr fragwürdig, für mich ist das ein Herumpfuschen mit der Natur. Und auch ein Zeichen, dass wir in unserer westlichen Gesellschaft immer noch einem jugendlichen Ideal hinterherlaufen. Andere Gesellschaften haben ja ein viel positiveres Bild vom Alter und von Frauen nach der Menopause.

Was sich auch ändert: unser Stück ist gut besucht und wir großartige Reaktionen bekommen, das wäre vor zehn, fünfzehn Jahren vielleicht nicht so gewesen. Im Publikum sitzen allerdings fast nur Frauen. Aber immerhin kommen auch einige Männer. Der positive Zuspruch zeigt mir, dass es richtig ist, das Stück auf die Bühne zu bringen. Aber auch, dass noch ein weiterer Weg vor uns liegt, bevor wir wirklich die Stille durchbrochen haben. Ich sehe das so: Frauen in den Wechseljahren können genauso verwirrt sein wie Teenager. Vielleicht sogar noch mehr. Der Unterschied ist: Bei Teenagern wissen wir, was passiert, wir verstehen sie und unterstützen sie. Das sollten wir auch für Frauen in den Wechseljahren als selbstverständlich ansehen. Wir sind starke Frauen und haben noch viel vor. Und diese Geschichte sollten wir erzählen.

Bild von © Owen Fiene

https://www.whenthebleedingstops.com/

Trailer:

Wenn die Kleider schrumpfen

Caro, 54, beklagte sich zu Beginn unserer Beratung: „Ich nehme immer weiter zu, mein Gewicht klettert immer weiter nach oben, obwohl ich meine Ernährung nicht verändert habe! Sind das die Wechseljahre und die Hormone?“

Gewichtszunahme als unausweichliches Schicksal?

Viele Frauen in den Wechseljahren nehmen an Gewicht zu. Ein Zusammenhang mit den hormonellen Veränderungen liegt daher auf der Hand. Doch so eindeutig ist das nicht – dazu reicht ein Blick auf die Straße, wo wir auch sehr dünne Frauen im typischen Alter sehen.

Bei der Gewichtsentwicklung spielt eine einfache Gleichung die stärkste Rolle: Nimmt man mehr Energie zu sich, als man verbraucht, nimmt man zu. Und umgekehrt. Es gibt weitere Einflussfaktoren, z.B. Schilddrüsenerkrankungen. Aber die meisten Frauen profitieren davon, dass sie eine ehrliche Bestandsaufnahme machen. Gerade bei dem Energieverbrauch gibt es in den Wechseljahren noch eine ganze Reihe von Begleitfaktoren: wir schlafen schlechter, sind müde und daher auch anfälliger für süße und fettreiche Snacks. Wir leiden unter Stimmungsschwankungen und trösten uns mit dem Muffin zum Cappucchino und der Schokolade vorm Fernseher. Und beim Sport waren wir auch lange nicht mehr, weil wir so schlapp waren, das Herz so komisch rast und die Gelenke schmerzen. Die Muskeln bauen ab und damit sinkt der Grundumsatz. Caros Aussage, dass sie zunimmt, obwohl sie ihre Ernährung nicht verändert hat, ist daher ein typischer Denkfehler. Sie nimmt zu, weil sie ihre Ernährung nicht verändert hat.

Caros Weg

Mit Caro habe ich zunächst diese Grundlagen besprochen und ihr gezeigt, an welchen Schrauben sie drehen kann. Daneben haben wir auch darüber gesprochen, wie sie ihr Gewicht einordnet. Geht es um ein Ideal des Schlankseins oder um medizinische Risiken durch Übergewicht. In der Beratung ging es bei Caro dann um eine Mischung der Ansätze: Sie hat daran gearbeitet, ein neues Selbstbild zu finden und zunächst einmal analysiert, was und wieviel sie isst und wie sie sich bewegt. Mit einer Ernährungsberatung hat sie Ideen bekommen, wie ihr Speiseplan zukünftigt aussehen könnte. Gemeinsam mit einer Freundin geht sie inzwischen dreimal in der Woche eine schnelle Runde durch den Park. Nur bei Treppen streikt sie noch. Aber sie meinte, auch das wird noch.

Action for Happiness

Frau im Wechsel sprach mit Britta Scholten, Coach, Wechseljahresberaterin und ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Organisation Action for Happiness.


„Action for Happiness“ – das klingt interessant. Was genau ist das?

„Action for Happiness“ ist eine soziale Bewegung von Menschen, die sich für eine glücklichere Welt einsetzen. Sie ist in 190 Ländern vertreten und seit fünf Jahren auch im deutschsprachigen Raum tätig. Menschen, die für Action for Happiness tätig sind, geben ein einfaches Versprechen: Sie versuchen, mehr Glück in der Welt um sie herum zu erschaffen.

Und wie machen sie das?

Ein sehr beliebtes Angebot ist der Glückskalender. Jeder Monat steht unter einem glücksbringenden Motto, z.B. Freundlichkeit oder Aufmerksamkeit. Die jeweiligen Monatskalender enthalten Tipps für jeden Tag, um dieses Motto stärker in den Alltag einzubringen. In der online-Community gibt es viele Gruppen, z.B. die „Drei gute Dinge“-Gruppe, die dazu einlädt, jeden Tag drei gute Dinge zu notieren. Dazu gibt es die online-Kurse „Happiness Habits“ und „Erkunde, was zählt“, lokale Gruppen und Aktionen wie z.B. die regelmäßigen Happy Cafés oder Events zum Weltglückstag – der ist übrigens jedes Jahr am 20. März. Alles basiert übrigens auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Du bist neben Deiner Tätigkeit als Coach und Wechseljahresberaterin auch für Action for Happiness tätig. Was machst Du da?

Mein erster Kontakt mit Action for Happiness war der monatliche Newsletter. Dann habe ich in der Corona-Zeit an dem allerersten online-Kurs teilgenommen und war so begeistert, dass ich danach gleich selbst einen Kurs geleitet habe. Mit einem Co-Trainer aus München, den ich erst eineinhalb Jahre später endlich mal persönlich kennengelernt habe.

Mich hat die Offenheit und auch die Verletzlichkeit der Menschen in diesen Kursen sehr beeindruckt und mich auch selbst sehr zum Nachdenken gebracht. Gerne würde ich auch wieder regelmäßig aktiver sein, aber das lässt meine Zeit gerade nicht zu. Daher konzentriere ich mich auf Einzelaktionen – mit meiner online-Webinar-Reihe „In 12 Schritten durchs Jahr“ habe ich Spenden gesammelt und ich werde auch 2024 gerne wieder die Aktionen rund um den Weltglückstag unterstützen.

Glücklich möchten alle Menschen sein. Gibt es auch Erkenntnisse von „Action for Happiness“, die speziell Frauen in den Wechseljahren helfen können?

Frauen in den Wechseljahren haben zum Teil mit Gefühlsschwankungen zu tun, von depressiven Verstimmung, über Ängstlichkeit bis hin zu Tränen- oder Wutausbrüchen. Diese Gefühlsschwankungen sind bedingt durch die hormonellen Schwankungen. Dagegen kann auch die beste psychologische Methode nichts machen. Aber die Gefühlsschwankungen werden durch Stress oder allgemeine Unzufriedenheit noch verstärkt. Und da können die zehn Schlüssel zum glücklicheren Leben sehr wohl unterstützen.

Was sind diese zehn Schlüssel?

Die zehn Punkte stammen aus dem Buch „10 Keys to Happier Living“ von Vanessa King, die dem englischen Führungsteam von Action for Happiness angehört. Die Punkte sind: etwas für andere tun, sich mit anderen verbinden, für den eigenen Körper gut sorgen, bewusst leben, immer wieder etwas Neues lernen, sich Ziele setzen, auf die man sich freut, innere Stärke zu entwickeln, herauszufinden, was einem gut tut, sich wohl mit einem selbst zu fühlen und Teil von etwas Größerem zu sein. Im Englischen lassen sich die zehn Schlüssel gut abkürzen: GREAT DREAM.

Jeder dieser Schlüssel kann dabei helfen, den Fokus auf positive Aspekte des Lebens zu lenken und den Umgang mit Veränderungen zu erleichtern. Gerade Frauen, die mit den körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren nicht gut zurechtkommen, können durch passende Methoden wieder – oder vielleicht sogar erstmals – lernen, sich mit sich selbst wohl zu fühlen. Auch gut für den eigenen Körper zu sorgen, ist natürlich immer eine gute Idee. Aber gerade Frauen in den Wechseljahren können durch bewusste Ernährung, gute Entspannung und regelmäßige Bewegung ihre Symptome positiv beeinflussen und so auch für ihr Glücksempfinden sorgen.

Kann ich diese zehn Schlüssel alleine erlernen oder brauche ich dazu eine Therapeutin oder einen Kurs?

Die zehn Schlüssel können jederzeit eigenständig umgesetzt werden. Ein paar Vorschläge, wie man das für sich selbst, in seiner Umgebung oder auf der Arbeit machen kann, kann man auf der Webseite von Action for Happiness finden. Aber natürlich ist der Austausch mit anderen wirksamer, um das eigene Verhalten nachhaltig zu verändern. Daher würde ich immer empfehlen, zumindest in die Community zu schauen oder Einzelveranstaltungen zu nutzen. Für Frauen, die sehr große Schwierigkeiten damit haben, ein neues Selbstkonzept für die Zeit nach der fruchtbaren Phase zu entwickeln, bietet sich eine Einzelberatung an. Hier kann man stärker auf die individuellen Schwerpunkte eingehen als im Kurs. So kann für die eine Frau im Fokus stehen, erst einmal herauszufinden, was ihr gut tut. Bei einer anderen geht es vielleicht eher darum, eine Resilienz gegenüber den Wirren der Wechseljahren zu entwickeln.

Es gibt ja auch den Begriff der toxischen Positivität. Ist der Fokus auf das Glücklichsein wirklich das Wichtigste im Leben? Gerade auch in der heutigen Zeit?

Das ist eine häufige Frage. Wir haben 2022 auch sehr intensiv diskutiert, ob wir unsere Aktionen zum Weltglückstag durchführen sollten, so kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Und die Weltlage ist ja nicht besser geworden. Doch es gibt eine Leitlinie, die wir akle aus den Sicherheitshinweisen im Flugzeug kennen: Wir müssen erst die eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor wir anderen helfen. Genaus sieht das beim Glück aus. Wenn ich so tief in die Traurigkeit, das Entsetzen oder das Unglück eintauche, habe ich häufig keine Energie mehr, mich um andere oder anderes zu kümmern. Natürlich kann auch der Frust über schlechte Entwicklungen Energien freisetzen. Aber wenn ich selbst nicht mehr aus dem tiefen Loch komme, funktioniert das nicht mehr.

Zum Thema „toxische Positivität“: Die zehn Schlüssel für ein glücklicheres Leben bedeuten nicht, dass wir nur noch glücklich grinsend durch die Welt schweben. Es wird immer ein Auf und Ab geben. Nur können wir die Abschwünge abfedern und kürzer halten. So kann sich eine Frau, die auf einmal schwer unter Hitzewallungen leidet, zu Hause verstecken und auf dem Sofa liegend vor sich hin leiden. Das mag auch mal der richtige Weg sein. Aber wahrscheinlich fühlt sie sich besser, wenn sie an den Schlüsse „Verbinde dich mit anderen“ denkt und sich mit anderen Frauen spricht. Allein durch das „Ich bin nicht allein“ fühlen sich viele schon besser. Und vielleicht hat die eine Frau aus dem Netzwerk auch einen entscheidenden Tipp.

Was möchtest Du zusammenfassend noch sagen?

Ich zitiere den Dalai Lama, der als Schirmherr von Action for Happiness dient. In einem Video-Meeting anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Action for Happiness sagte er „You do good things!“. Ich habe durch die Beschäftigung mit den Thesen der positiven Psychologie viel gelernt, was zum eigenen Glücksempfinden beitragen kann. Aber die Kernbotschaft bleibt für mich: Wenn ich mich glücklich(er) fühlen möchte, kann ich das sehr schnell dadurch erreichen, dass ich andere Menschen glücklicher mache und etwas Gutes in die Welt schicke. Sei es ein Gedanke, ein Lächeln oder eine größere Aktivität. Und für Frauen in den Wechseljahren gilt das umso mehr. Lasst uns nicht still und einsam leiden, sondern eine Verbindung aufbauen. Und so uns alle glücklicher machen.

Wie sag ich’s meiner Chefin?

Andrea, 49, kam mit einem ungewöhnlichen Anliegen zu mir in die Praxis. „Ich bin gut informiert über die Wechseljahre, meine Ärztin hat mich umfassend beraten.“ In Andreas Fall hatten sich beide gegen eine Behandlung mit Hormonen entschieden, da es gesundheitliche Risiken gab.

„Mir geht es eigentlich ganz gut, ich gehöre wohl zu den Frauen, die nur mit leichten Beschwerden durch die Wechseljahre gehen“, sagte Andrea. Aber sie zählte doch einige Punkte auf, die ihr den Arbeitsalltag erschwerten. Sie litt unter Stimmungsschwankungen und auch die Hitzewallungen waren ihr unangenehm. „Ich versuche dann immer, schnell auf die Toilette zu gehen und dort abzuwarten, bis es mir besser geht. Ich habe aber das Gefühl, dass ich inzwischen schon schief angeschaut werde.“

Rede doch mit Deiner Chefin!

„Rede doch mit Deiner Chefin!“, das war der Tipp einer Freudin, mit der Andrea über ihre Probleme geredet hatte. Zunächst hatte sie das weit von sich gewiesen. Sie hatte Angst, dass sie als nicht mehr leistungsfähig angesehen würde. Als Älteste in ihrem Team hatte sie sowieso das Gefühl, schnell aufs Abstellgleis geschoben zu werden. „Wenn ich jetzt auch noch sage, dass ich in den Wechseljahren bin, dann kann ich mir die nächsten Karriereschritte doch gleich abschminken, da nimmt man mich doch überhaupt nicht mehr ernst!“

Tabuthema Wechseljahre

Wie Andrea geht es vielen Frauen: Sie haben Symptome, die ihnen den Arbeitsalltag erschweren. Manchmal könnten leicht Lösungen gefunden werden: so hilft eine flexible Arbeitszeitregelung dabei, eine schlaflose Nacht durch einen späteren Arbeitsanfang oder häufigere Pausen auszugleichen. Natürlich geht das nicht in jedem Job, daher ist das Gespräch zwischen den betroffenen Frauen und ihren Führungskräften wichtig, uim eine individuelle Lösung zu finden. Doch über Wechseljahres-Symptome zu sprechen, gehört noch nicht zu den normalen Themen im Mitarbeiter:innengespräch. Gerade männliche Führungskräfte oder jüngere Chefinnen haben wenig Erfahrung damit, wie sie über die Herausforderung „Wechseljahre und Job“ sprechen können und wissen auch kaum etwas darüber, was den Frauen diese Zeit erleichtern könnte.

Tipps fürs Gespräch

Von Andrea ließ ich mir zunächst die organisatorische Seite ihres Problems schildern: Mit wem arbeitet sie wie zusammen, wie ist die Unternehmenskultur, welche Unterstützungsangebote im gesundheitlichen Bereich gibt es bereits. Dann überlegten wir gemeinsam, was Andrea in dem Gespräch erreichen wollte. Ging es „nur“ ums Verständnis, wollte sie konkrete Veränderungen durchsetzen, wollte sie die Sicherheit bekommen, dass sie weiterhin als wertvolle Mitarbeiterin angesehen wird.

Mit diesen Informationen konnten wir einen Plan für Andrea erarbeiten: Sie brachte ihre Ziele in eine Reihenfolge, wir testeten, welche Sätze für Andrea passend erschienen und überlegten, wen sie außer ihrer Chefin im Unternehmen für einen offeneren Umgang mit dem Thema Wechseljahre im Job gewinnen konnte.

Was es gebracht hatte

Andrea rief mich nach dem Gespräch mit ihrer Chefin an. „Meine Chefin war zwar erst sehr überrascht, dass ich meine Beschwerden so offen ansprach. Dann aber auch sehr erleichtert.“ Sie hatte schon bemerkt, dass Andrea irgendwelche Probleme hatte. Und sogar befürchtet, dass sie keine Lust mehr auf ihren Job hat. Das offene Gespräch hat beiden Seiten viel gebracht. Für Andrea die Erleichterung, dass sie sich mit ihren Symptomen nicht mehr verstecken muss und die Sicherheit, dass ihre Chefin weiterhin viel von ihr und ihrer Arbeitsleistung hält. Für ihre Chefin die Erleichterung, dass Andrea nicht mit dem Gedanken an Kündigung spielt. Gemeinsam haben sie mit der Frauenvertreterin einen Vortrag über die Wechseljahre organisiert. Und Andreas Chefin hat es sich nicht nehmen lassen, auch ihre männlichen Kollegen persönlich einzuladen. Zwar ohne Erfolg – aber der erste Schritt zu einem offenen Umgang mit den Wechseljahren ist damit in diesem Unternehmen gemacht.

Kinder aus dem Haus – und jetzt?

Dorothea Heintze ist Journalistin und schreibt für das Monatsmagazin chrismon. Dort betreut sie auch die Life-Webinar-Reihe. Wir sprachen mit ihr über das Webinar „KINDER AUS DEM HAUS – UND JETZT?“, das im Oktober stattfand.

Dorothea, wie bist Du auf dieses Thema gekommen?

Ich habe bei befreundeten Familien gesehen, dass die sehr darunter litten, als ihre Kinder auszogen. Und ich hatte das Buch „Mutterblues“ von Silke Burmester gelesen. Silke ist Gründerin von PalaisFluxx, wir kennen uns schon viele Jahre. Auch Silke ging es richtig schlecht, als ihr Sohn auszog. Das hatte mich erstaunt und neugierig gemacht: mitten im Leben stehende und berufstätige Eltern, die sehr unter dem „empty nest“ leiden.

Du bist auch Mutter. Wie hast Du reagiert, als Deine Söhne auszogen?

Ich hatte einen festen Vorsatz: Ich mache das nicht so wie meine Mutter. Ich bin erst mit 24 Jahren ausgezogen. Ich hatte nichts davon erzählt, die Wohnung gemietet und alles vorbereitet. Dann habe ich beim Mittagessen erzählt: Ich ziehe in zwei Wochen aus. Meine Mutter stand auf, ging zur großen Blumenbank, zupfe an den Pflanzen herum und sagte: „Jetzt ist mein Leben zu Ende.“ Das war entsetzlich für mich und das wollte ich meinen Kindern und auch mir selbst nicht antun.

Und das hat dann auch geklappt? Hast Du einfach gewunken und Tschüss gesagt?

Nein, natürlich nicht. Ich war traurig und habe dann auch mal geheult. Aber: Was ist denn die Alternative? Wollen wir, dass unsere Kinder auf Dauer zu Hause bleiben? Mir war es immer wichtig, dass meine Kinder zu selbständigen Personen heranwachsen. Dann gehört auch das Ausziehen eines Tages dazu. Und ich war traurig, nicht verzweifelt, ich habe nicht gehadert damit.

In Eurem Webinar habt Ihr auch darüber gesprochen, was dabei hilft, sich an das „empty nest“ zu gewöhnen. Wie war das bei Dir?

Ich erwarte von mir, dass ich den Dingen, die da sind, erwachsen gegenüberstehe. Das klingt jetzt ziemlich arrogant, aber ich habe nun maldiesen Anspruch an mich. Ich kann ja auch nicht jeden Morgen aufstehen und verzweifelt sein, weil ich ein neues graues Haar entdeckt habe. Der Auszug der Kinder gehört zum Leben dazu.

Für mich und meinen Mann war es eine Zeit, in der wir uns noch intensiver miteinander beschäftigt haben. Wir hatten schon immer eine Beziehung, die viel Energie frisst. Auch mit vielen Auseinandersetzungen. Die Tatsache, dass wir zu Hause nur noch zu zweit waren, hat das noch auf eine andere Ebene gebracht. Und auch die Sexualität hat sich neu gefunden.

Was empfiehlst Du Frauen, die schwerer loslassen können?

Holt Euch Hilfe. Gönnt Euch drei, vier Coachingstunden, damit gewinnt Ihr Klarheit für Euch selbst und könnt schneller einen guten Weg finden. Übrigens ist es auch bei anderen Themen sinnvoll, sich Hilfe zu holen – z.B. beim Schwitzen in den Wechseljahren. Ich suche gerne nach möglichst pragmatisch Wegen und sehe mir gerne ältere Frauen an, wie die solche Situationen bewältigt haben.

Gibt es Tipps, wie man mit den Kindern umgeht? Auch für die ist das ja ein Einschnitt im Leben.

Es ist wichtig, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. Nach dem Auszug, aber auch schon vorher. Wir haben unseren Jungs schon früh gesagt: „Wir wollen, dass Ihr auszieht. Ihr müsst auf eigenen Beinen stehen, wenn ihr länger hier bleibt, zahlt ihr Miete.“ Das klingt hart, aber war hilfreich. Unsere Kinder haben uns im Nachhinein gesagt, dass ihnen unsere Klarheit geholfen hat.

Bei Euch ist der Auszug der Kinder nun schon eine Weile her. Wie ist es jetzt?

Ich war wahnsinnig gerne Mutter. Bin es natürlich immer noch, aber anders. Die Zeit, in der ich aktive Mutter war, erscheint mir im Rückblick brutal kurz, so als wäre es nur eine Episode in meinem Leben – dabei schien es mir damals so, als wenn das für immer das wichtigste und einzige im Leben sei: Familie, Kinder, Elternschaft. Tatsächlich aber waren es „nur“ 23 Jahre, viel länger war ich Single, viel länger werde ich, wenn ich gesund bleibe, noch ohne Kinder alt werden. Und das macht mich, und das ist eben auch irrational, doch traurig. Mir ist es auch wichtig, dass ich das zulassen kann. Gefühle sind nun mal nicht logisch. Dann bin ich mal 5 Minuten traurig. Das kann ich auch den Kindern sagen. Aber ich darf ihnen damit keine Last auflegen.

Was meinst Du damit?

Es gibt Eltern, die ihre Kinder instrumentalisieren. Die die Kinder brauchen, um ihr Leben lebenswert zu finden. Das ist eine Last für Kinder und eine Umkehrung der Verantwortung. Noch schlimmer ist es, wenn die Kinder unterschwellig vermittelt bekommen, dass die Eltern nur wegen der Kinder zusammenbleiben. Einem Kind den Glaubenssatz „Wenn ich ausziehe, dann zerbricht die Ehe meiner Eltern“ zu vermitteln, ist unverantwortlich.

Ist der Mamablues eigentlich ein reines Frauenthema?

Ganz und gar nicht. Rein statistisch leiden Männer mehr darunter. Weil sie nicht damit umgehen können, dass sie auf einmal alleine sind. Es gibt dieses Bild der coolen Männer in diesem Alter, die machen einen Bootsführerschein, nehmen 10 Kilo ab, … Dahinter versteckt sich häufig ein Problem mit dem Rollenwechsel. Und Männern tun sich immer noch schwerer als Frauen damit, über ihre Gefühle zu sprechen. Dabei ist es völlig angemessen, traurig zu sein, wenn sich die Kinder auf den Weg in die Welt gemacht haben.

Wir danken für das Gespräch.

Mehr zu den Webinaren auf chrismon, die alle vier bis acht Wochen stattfinden findet Ihr hier. Gerade das November-Thema passt auch gut in die Welt der Frauen in den Wechseljahren – auch wenn der Altershorizont noch nicht ganz erreicht ist: Im November ging es um das Thema „Lust und Erotik im Alter“. Gäste waren Dr. Elke Franzki, Sexualtherapeutin und der TV-Moderator Yared Dibaba, der die Sendung „Ohjaa – Sex lieben“ moderiert. Die Webinare werden alle aufgezeichnet und sind unter dem obigen Link zu finden.

Memamo – Selbstliebe entdecken

Céline Manon bestärkt Frauen in ihrer Selbstliebe. Frau-im-Wechsel-Beraterin Andrea Panz hat sie dazu interviewt. Mehr über Céline und ihre Methode gibt es auf ihrer Webseite zu erfahren. Auch Termine findet Ihr dort!
Celine, wer bist du, was machst du?

Hallo! Mein Name ist Céline Manon und ich verstehe mich als Holistic Sexcoach. Ich bin Bodysex-Coach (zertifiziert nach Betty Dodson ®) sowie Co-Creator der Urban Tantra® Gemeinschaft (zertifiziert nach Barbara Carrellas ).

Bodysex® ist eine von Betty Dodson entwickelte Methode, die Frauen dabei unterstützt, sich mit ihrem Körper und ihrem Orgasmus zu verbinden, um Scham zu heilen, das sexuelle Vergnügen zu steigern und die Selbstliebe zu fördern.

Was ist memamo coaching?

“Memamo” stammt aus der Kunstsprache Esperanto und bedeutet Selbstliebe.

Dieses Gemeinschaftsprojekt von Beatrice und mir wurde im Herbst 2020 gegründet und hat zum Ziel, Frauen in ihrer Selbstliebe zu bestärken und in ihrer Sexualität weiterzubilden.

Es geht mir darum, die weibliche Lust und bedingungslose Selbstliebe in den Mittelpunkt zu stellen. Ich unterstütze die Frauen dabei, ihre sexuelle Kraft zu verkörpern und begleite sie auf ihrem Weg zu einem orgasmischen und erfüllten Leben. Ich schaffe einen geschützten Lernraum, in dem Frau mit Wertschätzung, Verständnis und Mitgefühl empfangen wird.

Und wenn ich noch meine Mentorin Betty Dodson frei übersetzt zitieren darf: „Je mehr wir uns berühren desto mehr fühlen wir.“

Wie kann man sich so ein Coaching bei euch vorstellen?

Wir bieten mehrtägige Bodysex Workshops und Women`s Pleasure Retreats an, aber auch 1:1 Coaching, online oder persönlich. Gern auch mehrsprachig. Unsere aktuellen Angebote mit genauer Beschreibung findet man auf unserer Seite www.memamo-coaching.com. Übrigens bieten wir vom 24.-26. August 2023 wieder einen Women`s Pleasure Retreat an.

Was für Frauen kommen zu dir und mit welchen Altersgruppen hast du zu tun?

Ganz klar: Frauen auf der Reise zu sich selbst. Oftmals mit der Einstellung „Jetzt bin ich dran“. Ich habe mal ausgerechnet, das Durchschnittsalter der Frauen die meine/unsere Hilfe in Anspruch nehmen liegt bei 46 Jahren. Das hängt bestimmt damit zusammen, dass in dem Alter die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind und die Frauen dann wieder mehr an sich selbst denken können. Aber wir haben auch andere Altersgruppen dabei. Die älteste Teilnehmerin war über 70 und die jüngste Anfang 20.

Wenn du Frauen in den Wechseljahren im Coaching hast, welche Anliegen haben sie? Gibt es eine Besonderheit in dieser Altersgruppe ein?

Körperscham verstärkt sich in dem Alter. Das ist ein großes Thema. Und es gibt viele Fragen zu den körperlichen Veränderungen. Aber auch zu den mentalen. Wenn zum Beispiel die Libido neu erwacht ist, trockene Schleimhäute aber einschränken. Oder wenn Frau nicht weiß, wohin mit der Lust, sie sich vielleicht sogar sexuell neu orientieren möchte.

Was rätst du jeder Frau?

Eine Selbstliebepraxis zu etablieren. Dieses „was brauche ich gerade“ kann erlernt werden. Es benötigt manchmal Unterstützung in Form unseres 1:1Coachings. In jedem Fall aber muss es trainiert werde. Oft!

Diese Routinen können später als Hilfe für bewegtere Zeiten dienen. Zum Beispiel um mit körperlichen und mentalen Dauerbelastungen besser umgehen zu können. Wenn ich nie gelernt und eingeübt habe, mich und meinen Körper wichtig zu nehmen und mir und ihm Zeit zu schenken, werde ich das in Krisenzeiten erst recht nicht machen. Dabei könnte das Druck loslassen durch Orgasmen so wohltuend sein.

Ich rate und wünsche jeder Frau Pleasure, also Lebenslust, Vergnügen und Lebensfreude. Wusstet du, dass sexuelle Energie und regelmäßige Orgasmen zu einer besseren Wahrnehmung von Genuss und genussvollen Momenten führen kann? Man könnte sagen, nur Wohlgefühl lässt Wohlgefühl komplett zu. Lass uns unseren Körper als Lustinstrument sehen. Er ist dazu gemacht Lust zu empfinden.

Mir fällt dazu auch die bekannten Frauenärztin Dr. Heide Fischer ein, die dafür plädiert, den Schoßraum lebendig zu halten und so einige Wechseljahrsbeschwerden zu verbessern. Zum Beispiel die vaginale Trockenheit, die sich mit regelmäßiger Zuwendung und guten Pflegeprodukten besser händeln lässt.

Menstruation und Wechseljahre – Nachhaltigkeit und Frauengesundheit

Das sind Widersprüche ins sich, dachte ich früher. In der Zeit der Prä- bzw. Perimenopause, bevor ich als Wechseljahreberaterin gelernt habe, was im Körper der Frau passiert.

Ich trage das Siegel „BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in meinem Titel als Kräuterpädagogin. Aber schon immer lag mir Müllvermeidung und Nachhaltigkeit am Herzen. Nur beim Thema Menstruation fehlte mir da jegliche Fantasie. Binde kam für mich nie in Betracht, da meine Menarche, also meine erste Monatsblutung diesbezüglich traumatisch war. Also habe ich fast mein ganzes menstruierendes Leben lang, Tampons verwendet. Jeden Monat! Das war für mich alternativlos.

Irgendwann, als ich dachte, dass diese lästige Bluterei ja bald ein Ende haben wird, bin ich im unverpackt-Laden auf so einen „Eierbecher“ aus Silikon aufmerksam geworden, der mit „Menstruationstasse“ beschrieben war.

Die darauf folgende, heimische Recherche förderte Spannendes zu Tage. So eine Tasse erspart im Leben einer Frau ein wahnsinniges Müllaufkommen. In Ländern der sogenannten „Dritten Welt“, könne man mit dem Kauf einer solchen Tasse auch Mädchen vor Ort den Schulbesuch ermöglichen. Denn die Firma sponsorte mit dem Kauf auch den Kauf von Menstruationstassen vor Ort. Denn ja, in anderen Ländern können Mädchen während der Periode nicht zur Schule gehen. Zudem wurde eine Haltbarkeit des Behälters von mehreren Jahren versprochen. Tolle Sache, aber da ich dachte, dass es bei mir ja gleich vorbei sein würde, habe ich mich erstmal gegen den Kauf entschieden.

Herkömmliche Hygieneartikel und ihre Folgen:

Also verwendete ich weiterhin Tampons. Was ich damals natürlich auch nicht wusste ist, dass sich mit nachlassendem Östrogenspiegel, die Haut und die Schleimhäute verändern. Die viel beschriebene „Scheidentrockenheit“.

Auch das habe ich für mich ausgeschlossen, denn ich blutete zum Ende der Perimenopause wirklich sehr stark. Also konnte ich ja nicht „trocken“ sein.

Fakt 1: Scheidentrockenheit ist ein Begriff der nicht korrekt ist, denn die Schleimhaut der Vagina trocknet nicht aus. Sie wird dünner, schlechter durchblutet und somit empfindlicher.

Fakt 2: Auch wenn Du blutest wie „abgestochen“ kann sich Deine Vagina trocken anfühlen und das Einführen eines Tampons nahezu unmöglich sein. Ist mir genau so passiert.

Denn Tampons nehmen natürlich nicht nur das Blut auf. Sie können die Schleimhäute reizen, wenn sie die empfindliche Vaginalflora durcheinander bringen.

Auch Einwegbinden und Slipeinlagen können die Haut und Schleimhäute reizen. Um möglichst viel Flüssigkeit in möglichst dünnen Einlagen aufnehmen zu können, wird einiges an Chemie eingesetzt. Es wird Plastik als Auslaufschutz verwendet und „Gelkügelchen“, die die das Blut aufnehmen. Und darauf kommt dann nochmal ein Flies. Die Haut kann kaum noch Atmen. Wir schwitzen und in dem feucht-warmen Klima können sich auch Bakterien und Pilze wunderbar vermehren.

Mein Umstieg

Ich persönlich bin auf die Menstruationstasse umgestiegen, wirklich erst wenige Jahre vor meiner letzten Menstruation, der Menopause.

Und es war ein Moment, bei dem ich mir unter großen Mühen und Schmerzen meinen letzten Tampon eingeführt habe. Eine Tatsache, die mich nahezu fassungslos gemacht hat, denn ich blutete doch so stark. Warum war das Einführen des Tampons dennoch so schwierig?

Nach der Arbeit bin ich ins nächste Reformhaus und habe mir eine Menstruationstasse gekauft.

Und ich erlebte ein kleines Wunder! Keine Schwierigkeiten beim Einsetzen oder Entfernen. Aber was noch viel wichtiger war: Keine Unterleibskrämpfe mehr! Wie weggeblasen. Also für mich hat sich der Umstieg auf jeden Fall noch gelohnt.

Was gibt es nun für Alternativen zu Tampon und Co.?

Menstruationstassen!

Hierbei handelt es sich um Silikonbehälter, die ein bisschen wie ein Eierbecher aussehen und an der geschlossenen Unterseite eine Vorrichtung haben, um sie beim Entfernen aus dem Körper besser fassen zu können.

Wie funktionieren sie?

Die Tasse wird zusammengefaltet und in die Vagina platziert. Dort faltet sie sich wieder auf und schließt mit einem geringen Unterdruck ab. Dadurch kann keine Flüssigkeit an den Seiten vorbeilaufen. Die gefüllte Tasse wird auf der Toilette wieder herausgenommen und in die Toilette entleert. Wenn ein Waschbecken in der Nähe ist, kurz ausspülen oder mit Toilettenpapier auswischen und wieder einsetzen.

Ja, das ist eine blutige Angelegenheit. Aber ich hatte bis zu dem Zeitpunkt nicht mal ansatzweise ein Gefühl dafür, wie viel oder wenig ich tatsächlich blute. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit fand ich es wirklich gut, eine bessere Information über mich und meinen Körper zu haben.

Nachteil:

Menstruationstassen sollten nicht angewendet werden, wenn die Trägerin zur Verhütung eine Spirale verwendet. Durch den Unterdruck beim Herausnehmen der Tasse kann es passieren, dass die Spirale Schaden nimmt.

Stoffbinden

Hier erklärt der Name eigentlich das Produkt. Die Stoffbinden gibt es von verschiedenen Herstellern oder können mit einfachen Schnittmustern selber hergestellt werden.

Die Funktion ist ähnlich wie bei herkömmlichen Binden, nur dass sie gewaschen und wiederverwendet werden können.

Die Saugfähigkeit hängt stark vom verwendeten Material ab. Ich empfehle für den Anfang, Produkte renommierter Hersteller zu testen.

Welche Modelle passen zur jeweiligen Trägerin?

Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Hersteller bzw. der jeweilige Vertrieb gute Beratung anbieten.

Was mache ich denn unterwegs oder generell mit den benutzten Binden?

Dazu bieten die meisten Hersteller „Wetbags“ an. Darin werden die Binden aufbewahrt und können gefahrlos transportiert werden.

Wie wasche ich die benutzten Binden?

Laut Herstellerangaben können die meisten Binden bei 60° oder in der Kochwäsche gewaschen werden. Weichspüler sollte jedoch nicht verwendet werden.

Periodenunterwäsche

Bei Periodenunterwäsche verzichtet die Trägerin auf zusätzliche Binden oder Tassen. An der Stelle, an der sonst die Binde platziert wird, ist in der Periodenunterwäsche schon ein Schutz eingenäht.

Bei starken Blutungen kann zusätzlich noch eine Stoffbinde eingelegt werden.

Laut Hersteller ist die Periodenunterwäsche ansonsten ähnlich wie die Stoffbinden zu pflegen.

Weitere Alternativen

Es gibt verschiede Arten von Menstruationsschwämmchen. Diese werden wie Tampons verwendet und sind wiederverwendbar. Ich selber habe damit keine Erfahrungen.

Die Erfahrungsberichte sagen, dass die Schwämmchen ganz gefüllt sein müssen, damit sie problemlos wieder entfernt werden können.

Ich glaube, dass hier, wie auch bei den Menstruationstassen, Entspannung der Schlüssel ist. Mit einem angespannten Beckenboden ist auch eine Menstruationstasse schwerer zu entfernen, als wenn entspannt und gelöst auf der Toilette gesessen wird.

Einige Frauen schwören darauf, gar keine Menstruationsprodukte zu verwenden.

Das sogenannte „Free Bleeding“.

Mit etwas Übung soll es gelingen, die Blutung so zu kontrollieren bzw. zu spüren, dass dann eine Toilette aufgesucht wird und das Blut abfließen kann. Da meine letzte Blutung nun schon eine Weile her ist, kann ich das leider nicht mehr ausprobieren.

Ich finde das spannend, aber sicher ist das nicht für jede Frau und jeden Alltag eine Variante.

Fazit

Ob Stoffbinde, Tasse oder Schwämmchen. Wiederverwendbare Artikel haben viele Vorteile.

Sie produzieren weniger Müll, bringen weniger Schadstoffe in oder an den Körper und schaffen ein besseres „Klima“ in der Unterhose.

Ich brauche keine Binden mehr, da ich nicht mehr blute. Aber ich kann, dank Stoffeinlage, auch auf die Einweg-Slipeinlage verzichten.

Einige Hersteller arbeiten gerade an Inkontinenzprodukten.

Das finde ich wirklich super, denn hier liegt auch ein Problem bei Frauen, das ebenfalls scham- und tabubehaftet ist. Und auch hier wird unfassbar viel Müll produziert.

Ich kann abschließend nur dazu ermutigen, einfach mal ein paar Alternativen, auch von verschiedenen Herstellern, auszuprobieren.

Wie bei vielen Dingen rund um das Thema Frauengesundheit und Wechseljahre gibt es für mich an der Stelle auch kein richtig oder falsch.

Jede Frau sollte für sich selber herausfinden können, was ihr gut tut.

Wichtig ist nur, dass wir informiert sind.

Quellen:

Natürlich ALMO · Stoffbinden, Slipeinlagen, Periodenslips & Monatshygiene aus Deutschland (natuerlich-almo.de)

Periodenunterwäsche, Menstruationsunterwäsche von ooia

snuggs | Snuggs Periodenunterwäsche – bequem und nachhaltig

Culla di Teby – Menstruationstasse in Pink (nowastewrapping.de)

Menstruationstasse – Die Tasse für deine Periode | The Female Company

(Die Aufstellung könnte noch fortgesetzt werden. Es handelt sich hier nicht um Werbung bzw. ist dann im rechtlichen Sinn „unbezahlte Werbung)

Das schamanische Medizinrad

Annabel Karbe nutzt eine spezielle Methode, um Menschen in Zeiten des Wandels zu begleiten. Wir interviewten die Expertin zum schamanischen Medizinrad und dem Einsatz in den Wechseljahren.
Mehr über Annabel gibt es auf ihrer Homepage zu erfahren.
„Das schamanische Medizinrad“ – davon habe ich noch nie gehört. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Das schamanische Medizinrad ist ein Übergangsritus, der uns dabei unterstützt, Altes loszulassen und in ein neues Sein hineinzuwachsen. Das Alte können Blockaden, Schmerzen oder auch Lebensformen sein, die nicht mehr passend scheinen – ein Thema, das viele Frauen in den Wechseljahren bewegt.

Wie sieht dieser Übergangsritus aus?

Frau reist dafür symbolisch durch die vier Himmelsrichtungen und begegnet in jeder Himmelsrichtung einem sogenannten Archetypen mit seiner Medizin. Im Süden ist es die Schlange, im Westen der Jaguar, im Norden der Kolibri und im Osten der Kondor.

Und was bringt mir der Kontakt mit diesen Tieren?

Man könnte sagen, dass in diesen Tieren das Urwissen der Andenkultur eingespeichert ist, das Wissen darum, wie wir Menschen den Wandel in unserem Leben bereichernd gestalten können. Und Wandel begegnet uns ja immer wieder – sei es durch Lebenskrisen oder durch Lebensübergänge wie die Wechseljahre.

Wie wirkt die Reise durch das schamanische Medizinrad bei Beschwerden in den Wechseljahren?

Das Medizinrad wirkt ganzheitlich und es kann somit positiven Einfluss auf seelische und auf körperliche Beschwerden haben –  alleine schon dadurch, dass das Medizinrad mit kleinen Übungen und Ritualen in die Natur hinausführt. Es kann tröstlich sein, sich in einer Lebensphase, in der frau oft nicht weiß, wo oben und unten ist, mit Mutter Erde zu verbinden, und die Bewegung und frische Luft tun demKörper gut.

Kann ich alleine durch das schamanische Medizinrad reisen oder brauche ich dazu eine Begleitung?

Es gibt einige Bücher zum Medizinrad, die auch Übungen enthalten. So ist es möglich, die Reise für sich zu gestalten. Allerdings kann die ein oder andere Übung oder Ritual auch Prozesse anstoßen, die nicht zu unterschätzen sind. Da kann es sehr hilfreich sein, ein Gegenüber zu haben, mit dem frau die Erfahrungen teilen kann und das Erlebte einordnen kann.

Wie läuftdie Reise durch das schamanische Medizinrad genau ab?

Ich führe zunächst ein Kennenlerngespräch mit der Interessentin. Kommt es zu einer Begleitung, dann führe ich die Reisende in gesamt zwölf Sessions in die Himmelsrichtungen, Übungen und Rituale ein. Der Schwerpunkt liegt dabei im Tun – frau setzt um und beobachtet dann im Alltag, was sich an ihr oder in ihrem Leben wandelt. Ich bin da, um mich mit ihr über ihre Erfahrungen auszutauschen.

Machst Du das nur vor Ort?

Nein, zunächst lernen wir uns in einem Telefonat kennen. Auch für die Sessions nutze ich Telefon oder auch Zoom. Manche Frauen sind zunächst skeptisch, ob nicht die persönliche Begegnung dabei fehlt– ich kann nur sagen: auch über die Distanz setzt die Wirkung ein.

Was sagen Deine Klientinnen?

Die Frauen, die ich bisher begleiten durfte, haben einen kraftvollen Wandel erlebt. Eine von ihnen hat sich endlich als Autorin anerkannt und angefangen, ein Buch zu schreiben, eine andere hat sich mit ihrem Vater versöhnen können. Darüber hinaus haben sie zahlreiche Impulse erhalten, die über die Reise hinaus bei ihnen wirken – so weiß ich von einer Frau, dass sie bis heute ihr Krafttier ehrt undsich von ihm gestärkt fühlt.

Was muss bei der Arbeit mit dem schamanischen Medizinrad beachtet werden?

Ich gebe kein Heilsversprechen und ersetze weder Arzt/Ärztin, nochTherapeut*in. Und es ist wichtig, dass jede Frau ihr Motiv für diese Reise überprüft, damit sie keine überhöhten Erwartungen hat.

Du bist eine überzeugte Vermittlerin vom schamanischen Medizinrad. Wie würdest Du die Vorteile zum Schluss kurz zusammenfassen?

Das Medizinrad kann Frauen, deren Alltag in den Wechseljahren durcheinander gewirbelt wird, tröstlichen Halt und eine Richtung geben. Und es bietet ihnen die Möglichkeit, sich von altem Ballast, der sich in den Jahrzehnten angesammelt hat, zu befreien. Ich nenne es deshalb auch gerne „Seelenreinigung vom Feinsten“.

Balance für die Hormone

Hormon Yoga kann den Hormonhaushalt auf natürlicher Weise regulieren, sagt Rita Stark, die Hormon Yoga unterrichtet.

Hormon Yoga  ist eine spezielle Yoga-Art, die eine Kombination aus dynamischen Yogaübungen, speziellen Atemtechniken und tibetische Energielenkungstechnik ist. Durch die innere Massage der Hormondrüsen und Organe und durch die Energielenkung werden diese stimuliert, weibliche Hormone zu produzieren. So kann auf natürliche und sanfte Weise der Hormonrückgang bei der Frau entgegengewirkt und typische Wechseljahrebeschwerden und hormonelle Dysbalancen gelindert werden.

Entwickelt wurde Hormon Yoga von der Yogalehrerin und Psychologin Dinah Rodrigues im Jahre 1992. Sie hat einzelne Elemente aus dem Hatha-Yoga und Kundalini-Yoga mit der Tibetische Energielenkungstechnik kombiniert. Sie selbst praktiziert Yoga schon sehr lange und hatte keine Wechseljahrebeschwerden. Mittlerweile ist Dinah Rodrigues 96 Jahre alt.

Hormon Yoga ist eine ganzheitliche Methode, die auf den gesamten Körper und ganz besonders auf die Eierstöcke, Schilddrüse, Hypophyse und Nebennieren wirkt.

Dies hat einen positiven Effekt auf die

  • weiblichen Hormone
  • Stresshormone
  • Fettstoffwechsel
  • Zellen
  • Ernährungsumstellung
  • Lebenseinstellung

In der Yogapraxis werden die Yogahaltungen dynamisch ausgeführt und haben schöne Namen wie Fliegende Haare, Muslimische Gebetshaltung oder Schönheit des Gesichts. Nach der Ausübung der Yogahaltung wird die Bhastrika-Atmung, die auch Blasebalg-Atmung genannt wird, ausgeführt. Diese wirkt stark energetisierend und lässt die Energie fließen. Das kann man sich so vorstellen, als wenn man ein Kaminfeuer mit dem Blasebalg anfeuert. Anschließend wird die Lebensenergie (Prana) gezielt zu den Hormondrüsen gelenkt und in der visuellen Vorstellung dort zirkulieren gelassen. Yogaschüler berichten, dass sie dort eine Wärme spüren.

Gerade in den Wechseljahren ist der Stressabbau so wichtig. Veränderungen im Körper bedeuten Stress und auch das Umfeld und das Erlebte fordern uns ganz schön heraus. Im Hormon Yoga gibt es zahlreiche Stresstechniken, um gelassener und entspannter zu werden. Meditationen wie Meditation gegen Stress, Mentale Ruhe oder SO-HAM (Ich bin) beruhigen den Geist.

Hormon Yoga ist geeignet für Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden, Zyklusstörungen haben, an PMS leiden oder einen unerfüllten Kinderwunsch haben.

Hormon Yoga darf nicht ausgeübt werden bei Frauen, die an hormonell bedingten Brustkrebs leiden, bei Endometriose, in der Schwangerschaft, bei hormonell bedingten Erkrankungen oder bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Durch wissenschaftliche Untersuchungen, die Dinah Rodrigues selbst durchgeführt hat, konnte festgestellt werden, dass bei den Praktizierenden der Hormonspiegel sich im Durchschnitt 254% in 4 Monaten erhöht hat. Die bekannten Wechseljahrebeschwerden wurden deutlich gemildert oder waren ganz weg. Voraussetzung ist jedoch, dass Hormon Yoga regelmäßig, am besten jeden Tag, jedoch mindestens 3-4mal wöchentlich, praktiziert wird.

Mit Hormon Yoga kann frau selbst und aktiv auf die Veränderungen des Körpers Einfluss nehmen, was zur mentalen Stärke und zur Selbstbestimmtheit in den Wechseljahren führt.

„Wer Yoga übt, entfernt das Unkraut aus dem Körper, sodass der Garten wachsen kann“

(B.K.S. Iyengar)

Alle wollen was von mir – nur ich selbst komme nicht dazu

Vera, 52, kommt erschöpft in die Beratung. „Meine Freundin will mit mir eine Shoppingtour nach Paris machen. Meine Chefin nervt jeden Tag, dass der Abschlussbericht auch wirklich pünktlich fertig werden muss. Mein Mann will im nächsten Jahr Marathon laufen und braucht mich als Trainingspartnerin. Meine Mutter erwartet, dass ich nicht nur jeden zweiten Tag anrufe, sondern auch mindestens zweimal in der Woche bei ihr auftauche, meine Ärztin will, dass ich mich mehr entspanne, mein … „. Ich unterbreche sie: „Und was wollen Sie?“. Vera holt tief Luft. „Ich will -„, fängt sie an. Dann schaut sie mich erschrocken an. „Ich weiß es nicht!“

Das, was Vera erlebt, ist typisch für Frauen in der Lebensmitte. Sie stehen mitten im Leben, haben häufig auf der einen Seite Kinder, um die sie sich kümmern wollen, auf der anderen Seite Eltern, die mehr Aufmerksamkeit, Unterstützung und manchmal auch Pflege brauchen. Sie haben einen Job, in dem sie den Anforderungen gerecht werden wollen, einen Partner oder eine Partnerin, einen Freundeskreis, ein Ehrenamt, die Nachbarschaft und dann ist da auch noch der Haushalt. Und zu all den äußeren – oder auch inneren – Ansprüchen kommen dann auch noch die Wechseljahre. Lassen die Frauen nicht mehr gut schlafen, belasten sie mit Gelenkschmerzen oder Hitzewallungen und sorgen durch das Auf und Ab der Hormone für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Kein Wunder, dass dann die Frage: „Was wollen Sie?“ nicht beantwortet werden kann.

Vera und ich begannen, uns auf die Reise zu ihren Wünschen zu machen. Wie so viele Frauen listete auch sie erst einmal Wünsche auf, die nicht wirklich ihre eigenen waren. „Ich würde gerne mal wieder ein paar Freunde zum Essen einladen“ – dieser Wunsch klang z.B. zunächst harmlos. Aber beim genaueren Nachfragen stellte sich dann heraus: sie wird zwei Tage komplett beschäftigt sein, um ihren Freunden zu beweisen, dass sie immer noch die beste Köchin und Gastgeberin ist. Ist das wirklich ihr eigener Wunsch? Oder ein alter Glaubenssatz aus der Kindheit? Ein übertragener Wunsch ihres Mannes? Ihr eigener Wettkampfgeist, der mit jemanden aus dem Freundeskreis konkurriert?

Häufig zählen die Frauen auch Wünsche auf, die sehr sinnvoll erscheinen: „Ich würde gerne wieder regelmäßig zum Sport gehen“ oder „Ich würde gerne mal ein Wochenende alleine wegfahren“. Die Buchstaben des letzten Wortes schweben noch in der Luft, da wird schon das große ABER herausgeholt: „Aber ich muss mich ja um … kümmern, erst muss noch … erledigt werden, das geht nicht, weil …“. Ein typisches Verhalten von Frauen, die ihre eigenen Wünsche nach hinten stellen, die ihr Umfeld nicht damit behelligen wollen, dass sie auf einmal „anstrengend“ sind, nur weil sie vielleicht zwei Stunden die Kinderbetreuung oder mal den Wochenendeinkauf abgeben wollen.

Die Wechseljahre sind eine Zeit, in der viele Frauen mit diesem Thema konfrontiert werden. In der sie erkennen, dass sie jetzt mehr Zeit und Kraft für sich selbst brauchen. Und dass diese Zeit und Kraft nur dann vorhanden ist, wenn sie nicht schon durch die Ansprüche anderer Menschen aufgebraucht wird.

Vera war eigentlich wegen ihrer Erschöpfung in die Beratung gekommen. Sie hatte gehofft, dass ein paar Pillen, Kräuter oder ätherische Öle ihr wieder die Energie für ihren Alltag geben könnten. Ein paar Tipps in dieser Richtung bekam sie von mir. Aber das, was ihr wirklich die Energie zurückbrachte, war eine ehrliche Aufarbeitung: Welche Ansprüche werden an mich gestellt? Von wem? Will ich sie erfüllen? Und was will ich selbst?