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Klopfend zu Gelassenheit

Birgit Rohde-Göhring klopft. Warum sie das macht und wie das auch Frauen in den Wechseljahren helfen kann, erklärt sie uns im Interview. Birgit arbeit als Coach und Trainerin unter dem Motto: „Entspannt kommt man weiter“. Mehr über sie erfahrt Ihr auf ihrer Webseite https://flussweg.de/
Klopftechnik – das klingt interessant. Was genau ist das?

Die Klopftechnik kommt aus dem medizinischen Bereich. Sie entstand aus dem EFT, der „Emotional Freedom Technique“ und wurde von Dr. Michael Bohne seit 2008 als Prozess- und Embodiment fokussierte Psychologie PEP ® entwickelt. Es gibt 16 Punkte an Hand, Gesicht und Körperrumpf, die man für das Klopfen nutzt. Die Klopftechnik kann ich anwenden, wenn ich mich in emotionalen Problemen befinde oder meine Gedanken für mich ein unangenehmes Gefühl verursachen. Man kann es als Selbst-Mentaltraining bezeichnen. Klassische Beispiele sind Flug- oder auch Auftrittsangst, aber die Klopftechnik PEP ® wird z.B. auch bei Schlafstörungen eingesetzt. Der Vorteil ist: Ich kann mich durch die Klopftechnik leicht in eine Verfassung bringen, in der ich wieder ruhig bin und „Grübelgedanken“ vergessen kann.

Das heißt, es ist eine Technik, die eher auf die Emotionen wirkt und nicht wie bei der Akkupressur-Klopftechnik körperliche Vorgänge beeinflusst?

Klopftechniken sind von der chinesischen Medizin grundsätzlich beeinflusst. Allerdings geht es bei der Klopftechnik PEP ® darum, eine Verbindung zwischen dem limbischen System und dem kognitiven Bereich herzustellen, also zwischen unseren Gefühlen und dem Denken. Man kann sagen, dass die Klopftechnik den Gedankenfluss verwirrt und genau dadurch kann er wieder neu aufgebaut werden.

Wichtig zu wissen: Die Klopftechnik PEP ® ist ein medizinische Maßnahmen ergänzendes Werkzeug. Sie wird in der Psychotherapie genauso angewandt wie im Coaching.

Dann könnten wir in den Wechseljahren durch die Klopftechnik lernen, anders mit den Symptomen umzugehen? Also z.B. bei Hitzewallungen den psychischen Stress wegzunehmen, so dass sich der Körper auch schneller beruhigen kann?

Wir sind ja in den Wechseljahren labiler, es geht hoch und runter. Durch das Klopfen haben wir die Möglichkeit, uns wieder in eine stressreduzierte Gefühlswelt zu bringen, den Druck rauszunehmen. Vielleicht steckt ja hinter diesem ganzen Hormonchaos, das wir in den Wechseljahren erleben, auch eine Veränderung des Selbstwertgefühls. Vielleicht setzen uns die körperliche Veränderungen mehr zu, als wir bewusst merken. Damit sind wir durch den psychischen Druck, der aus dem Unbewussten kommt, zusätzlich belastet. Und genau das Unbewusste, das kann ich sehr gut mit der Klopftechnik PEP ® erreichen.

Kann ich das alleine machen oder brauche ich dazu eine Therapeutin?

Man kann sich im Internet über die 16 Klopfpunkte informieren, da gibt es gute Übersichten. Allerdings hat die Therapie mit der Klopftechnik PEP ® noch eine andere Wirkung, wenn man das unter Anleitung macht. Dann bekommt man auch die Reaktion der begleitenden Person mit. Als Coach klopft man die Punkte selbst mit und kann so in Resonanz mit der Klientin gehen.

Wie läuft eine solche Sitzung genau ab?

Erst mal wird das belastende Thema gewählt. Das kann eine Situation aus der Vergangenheit oder etwas Gegenwärtiges sein. Ich kann mich aber auch auf eine Situation in der Zukunft vorbereiten. Ich frage nach einer Skalierung, lasse also einschätzen, wie gravierend das Thema auf einer Skala von 1 – 10 ist. Viele Themen, die ich begleite, sind in einer Bandbreite von 8 bis 10.

Dann führe ich eine Zwischenentspannung durch, bei der noch mal alle Synapsen im Hirn in Schwingung gebracht werden. Das wird als entspannend empfunden, aber der Kopf hat dabei total viel zu tun. Das wirkt wie eine Reset-Taste. Und dann fangen wir mit dem Klopfen an und beklopfen alle 16 Punkte durch. Das macht man ca. 10 – 15 Mal pro Punkt. Wenn ein Punkt besonders angenehm ist, kann man da auch 1-2 Minuten bleiben. Im Kopf verbinden sich dann Synapsen, die sich vorher nicht verbinden konnten. Und das verwirrt den Kopf, den Geist, und er schaltet sich quasi neu zusammen.

Du hast gesagt, dass viele Personen ihre Belastung zwischen 8 und 10 einstufen. Wie schnell wirkt die Klopftechnik in solchen Fällen?

Ich habe Fälle erlebt, die haben sofort eine Erleichterung verspürt und nach dem Klopfen die Belastung nur noch mit einer 6 oder 5 oder sogar einer 3 eingestuft haben. Es gibt aber auch Fälle, in denen wir in uns nicht zuträgliche Glaubenssätze haben, die z.B. mit einem Fremdvorwurf oder Eigenvorwurf zu tun haben. Oder mit einer Erwartung, wie die Welt zu sein hat. Oder man schrumpft altersmäßig in eine jüngere Phase. Vielleicht hat man auch eine nicht mehr funktionierende Loyalität zu jemanden, z.B. den Eltern. Bei diesen „Big Five“, wie Michael Bohne das nennt, würde man zusätzlich mit einem Selbstwerttraining, mit selbstverstärkenden Sätzen, arbeiten.

Und wie kann die Klopftechnik bei Frauen in den Wechseljahren wirken?

In den Wechseljahren können Frauen von ihrem Körper in eine gefühlte Chaossituation gestürzt werden und mit einer Art fehlgeleiteter Erwartung reagieren. Sie haben eine Vorstellung davon, wie sie selbst zu sein haben und machen sich vielleicht sogar Vorwürfe, wenn sie stark unter Symptomen leiden. Gerade Frauen, die sehr aktiv und energiegeladen sind, können sich Vorwürfe machen, wenn sie auf einmal von ihrem Körper ausgebremst werden. Dabei bringen diese Vorwürfe uns nicht weiter. Aber genau diese Verwirrung, die Selbstvorwürfe, die können gut mit der Klopftechnik behandelt werden.

Kann man auch etwas falsch machen?

Nein, das ist das Schöne. Wir arbeiten hier nur an einem Well-Being. Es geht wirklich nur darum, die Balance der Gefühlslage wieder herzustellen, mich selber wieder ins Lot zu bringen. Und selbst wenn ich an negative Dinge denke, selbst dann kann ich mit dem Klopfen nur eine Resonanz mit mir herstellen, die auch etwas Beruhigendes hat. Es geht darum, in dieses Gefühl zu kommen: ich spüre mich wieder, selbst wenn mein Körper mit mir Achterbahn fährt.

Meine eigene Gynäkologin sagt, dass die Wechseljahre eine neuronale Komponente haben. Sie seien eine Zeit, in der der Körper sich selbst nicht mehr versteht und versucht, wieder ins Lot zu kommen – allerdings irgendwie falsch programmiert ist. Das heißt, er muss sich selbst wieder finden. Wenn ich das Klopfen regelmäßig anwende, kann ich ihn dabei unterstützen. Und mache ich das in Zeiten, in denen ich nicht so unter Druck bin, dann kann es sogar sehr gut präventiv wirken. Da würde ich mich übrigens auch freuen, wenn sich Frauen bei mir melden, die die Klopftechnik genauso eingesetzt haben. Ich würde gerne eine Ministudie machen und wissen, ob es ihnen auch geholfen hat. Bei mir hat es gut gewirkt.

Wie lange muss man die 16 Punkte klopfen, um eine Wirkung zu erzielen?

Das Klopfen selbst dauert nicht lange. Ich führe mir den entsprechenden Umstand vor Augen und beklopfe dann die Stellen an den Händen, im Gesicht, am Rumpf. Den gesamten Prozess kann ich ein-, zwei-, dreimal wiederholen. Das geht in Sekunden – wobei ich an Stellen, die mir gut tun, auch länger verweilen kann.

D.h. die Klopftechnik ist auch gut für die schnelle Notfallintervention, z.B. im Job, wenn die Hitzewallungen toben, die Frau aber gerade kurz vor einer wichtigen Präsentation steht.

Genau. Es ist nur die Zeit, die ich brauche, um aufs stille Örtchen zu gehen. Mehr ist es nicht. Michael Bohne behandelt so auch Auftrittsängste. Die Leute setzen die Klopftechnik ein, kurz bevor sie auf die Bühne gehen, um sich in eine gute Verfassung zu bringen. Und genauso kann man das machen, wenn man in ein wichtiges Gespräch oder eine Sitzung geht. Besonders hilfreich ist es natürlich, wenn ich es vorher schon ein paarmal geübt habe. Also mir die Situation vorstelle – z.B. mir ist heiß und ich bin klatschnass, muss aber gleich performen – und dann die Punkte beklopfe. Wenn ich das häufiger in einer ruhigen Minute gemacht habe, kann ich das im akuten Fall ganz schnell anwenden.

Du bist eine überzeugte Anwenderin der Klopftechnik. Wie würdest Du die Vorteile zum Schluss kurz zusammenfassen?

Ich tue mir damit was Gutes. Es ist immer eine mentale Stärkung, man arbeitet mit den eigenen Ressourcen. Es wird nie etwas heben, wovor ich Angst haben müsste. Kurz: Wir haben die Kraft in uns, wir müssen sie nur nach oben bringen. Und das Klopfen PEP ® hilft uns dabei.

Mehr Informationen hat Birgit in diesem Flyer zusammengestellt.

Die eigene Schönheit entdecken als Frau in der Lebensmitte

Ute Rademann ist mit vielen Schwestern aufgewachsen – und damit schon früh mit weiblichen Themen konfrontiert worden.  Als zertifizierte GFG-Gesundheitspädagogin mit dem Schwerpunkt Wechseljahre und lösungsorientierter Coach stärkt sie Frauen dabei, sich schön und wohlzufühlen.
Schönheit ist in jedem Lebensalter ein Thema. Warum ist es Deiner Meinung nach besonders wichtig in den Wechseljahren?

Schönheit ist in unserer Welt untrennbar vom Alter der Frau. Bascha Mika hat in ihrem Buch „Mutprobe“ ein paar sehr schöne Zitate dazu veröffentlicht. Meine – vielleicht provizierenden – Lieblinge sind:

Es gibt ein Alter, in dem eine Frau schön sein muss, um geliebt zu werden. Dann kommt ein Alter, in dem sie geliebt werden muss, um schön zu sein.

Francoise Sagan

Frauen werden Männern niemals ebenbürtig sein, solange sie nicht mit Glatze und Bierbauch die Strasse runterlaufen können und immer noch denken, sie seien schön.

Nina Hagen

„Eine Frau ist ein Engel mit zehn, eine Heilige mit fünfzehn, ein Teufel mit vierzig und eine Hexe mit achtzig.“

Engl. Sprichwort
Damit ist ja eigentlich alles gesagt! Was macht es Deiner Meinung nach so schwer für Frauen in den Wechseljahren, sich rundum schön zu finden?

Schönheit wird meist mit Jungsein und Schlanksein gekoppelt. In der Lebensmitte ändert sich allerdings meist die Körperform, wir nehmen zu, die Proportionen ändern sich. Manche Frauen sagen, sie verschwinden oder fühlen sich als Neutrum.

70% aller Frauen mögen ihren Körper nicht. Kein Wunder. Schon als Mädchen spielen wir mit Barbie, später himmeln wir dann die Topmodels an. Dazu muss man wissen: Wenn die Barbie-Puppe eine wirkliche Frau wäre, könnte sie nur auf allen Vieren gehen, mit ihren Proportionen könnte sie weder stehen, noch sich aufrecht halten. Also ist sie kein gutes Vorbild. Die Topmodels sind nicht besser: Die durchschnittliche Frau wiegt 66 kg. Vor 20 Jahren wogen die Topmodels 8 kg weniger als eine durchschnittliche Frau. Heute wiegen sie 23 kg weniger! Auch Schaufensterpuppen vermitteln falsche Bilder: Wenn es wirkliche Frauen wären, wären ihre Hüften viel zu schmal, um Kinder zu kriegen.

Also werden wir immer einer Art Gehirnwäsche unterzogen. War das schon immer so oder führen heute die vielen Bildern aus der Werbung, social media und dem Internet zu diesem Phänomen?

Frauen, die jetzt in den Wechseljahren sind, haben noch nicht als Teenie um das beste Foto auf Instagram und Co. konkurriert. Aber auch wir kennen Wertungen und Vergleich von früh auf. Ein schönes Beispiel: Was fragt die Stiefmutter im Märchen Schneewittchen? Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Unsere Frauen-Vorbilder kommen oftmals aus der christlichen Religion, das sind eher Frauen, die überirdisch sind: Jungfrauen, Heilige, Märtyrerinnen oder andere Frauen, die zurückgezogen und abstinent gelebt haben.

Zur Gehirnwäsche noch ein paar Punkte: Die Botschaft der Medien ist: dünner = besser. Modeschöpfer stellen alles kleiner als in Gr. 34 her! Damit haben sie eine starke Wirkung, sie mögen dicke Menschen nicht! Und die zahlreichen Diättipps und – mittelchen suggerieren: eine Diät macht Dich gesund und glücklich. Wenn Du nicht schlank bist, bist Du dick und hässlich… Übrigens: Marilyn Monroe kleidet sich in Größe 42 und das 42 jener Zeit ist das 46 von heute!

Was empfiehlst Du denn Frauen in den Wechseljahren, die dennoch mit ihrem Aussehen und ihrer Attraktivität hadern?

Zunächst sollten wir uns klar machen: Frauen erarbeiten 2/3 des Arbeitsaufkommens oft unentgeltlich – werden wir dafür geehrt? Stattdessen sollen wir sexy und schön sein. Schon Mädchen wird früh anerzogen, dass sie gut aussehen sollten, sonst gelten sie nichts.

Dabei sollte man Mädchen und Frauen nicht dafür wertschätzen, wie sie aussehen, sondern was sie tun!

Ab der Lebensmitte geht es nicht mehr um ein Werden, sondern eher um das Sein.

Die meisten Frauen haben ihre beste Zeit jenseits der Lebensmitte. Künstlerinnen hatten meist ihre größte Schaffenskraft in der 3. Lebensphase. Eine Statistik besagt: Frauen sind am glücklichsten zwischen 60 und 70. Dazu noch ein Zitat: Ein indischer Journalist hat einmal gesagt: Zwei Dinge gibt es, die unser Leben retten:

Liebe und Lachen – hat man eins, ist alles gut, hat man beides, ist man unbesiegbar und bleibt auch schön!

Der innere Kritiker bleibt natürlich eine Herausforderung! Aber: Schönheit ist das, was man daraus macht! Je mehr Du Dich selbst magst, desto mehr mögen Dich die anderen! Affirmationen für die Schönheit können dabei unterstützen:

Ich akzeptiere meinen Körper und erkenne seine Schönheit.

Ich achte und liebe mich.

Mehr über Ute Rademann findest Du hier. Im Februar-Newsletter gibt sie noch ein paar praktische Tipps zum Thema Schönheit.

Ernährung im Wechsel

Gerade im Dezember locken die Plätzchen, der Gänsebraten und der Glühwein. Warum das keine gute Idee ist, gerade für Frauen in den Wechseljahren, erklärt Ernährungsberaterin Andrea Panz in unserem Interview:

Ernährung und Wechseljahre – warum ist das ein wichtiges Thema?

Weil die Ernährung eine direkte Auswirkung auf unseren Körper, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hat. In jungen Jahren verzeiht einem der Körper Vieles, auch jahrelange Mangelernährung. Spätestens in den Wechseljahren bekommen wir es aber unmittelbar zu spüren, wenn wir unserem Körper nicht das geben, was er braucht.

Viele unliebsame Symptome der Wechseljahre können wir mit unserer täglichen Ernährung beeinflussen, in beide Richtungen. Nur zwei von vielen Beispielen: Alkohol – das Glas Rotwein am Abend, kann Hitzewallungen verstärken. Buntes Obst und Gemüse dagegen stärken aufgrund der enthaltenden sekundären Pflanzenstoffe und Ballaststoffe unser Immunsystem spürbar.

Welche Wechseljahresbeschwerden lassen sich durch eine gute Ernährung positiv beeinflussen?

Erstaunlich viele. Insbesondere bei Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gelenkbeschwerden, Gewichtsproblemen oder einer hohen Infektanfälligkeit sollten Frauen schauen, ob eine bewusste Ernährung die Symptome verbessert. Und natürlich gibt es auch noch viele andere Symptome, die durch eine gute Ernährung positiv beeinflusst werden.

Was empfiehlst Du Frauen, die sich in den Wechseljahren erstmalig mit dem Thema Ernährung beschäftigen und alles kompliziert finden?

Ich kann verstehen, dass man von der Fülle an Informationen, die einen auf sämtlichen Portalen entgegenwabern, schnell erschlagen wird und kaum mehr filtern kann, was man braucht, was nötig ist und was zu einem passt. Daher mein Tipp: Gönnt euch eine Ernährungsberatung! Oftmals reicht schon eine einzige Stunde, um klarer zu sehen. Eine gute Ernährungsberatung berücksichtigt eure Bedürfnisse, eure Vorlieben und eure Lebenssituation und fällt individuell aus. Schließlich soll sie aufklären, beraten und die Tipps nachhaltig umsetzbar sein. Von Berater*innen, die euch mit Schema F abspeisen, würde ich die Finger lassen.

Ach, und noch was: Versucht nicht sofort euer gesamtes Leben umzukrempeln. Das klappt nur bei den Wenigsten. Eine langfristige Lebensstiländerung muss meistens langsam, Schritt für Schritt, erarbeitet und eintrainiert werden. Also habt Geduld und seid freundlich zu euch.

Viele Frauen behaupten ja, dass sie nur „ganz wenig“ essen und trotzdem zunehmen. Wie kommt das?

Das habe ich in meiner Praxis schon sehr häufig erlebt. Hier ist es wichtig genau hinzuschauen. Sehr hilfreich ist dabei ein Ernährungstagebuch, in dem, mit Uhrzeit, jeder Bissen und jeder Schluck aufgeschrieben wird. Meist reicht mir schon ein Blick auf dieses Protokoll, um potentielle Schwachstellen/Optimierungsmöglichkeiten zu erkennen. Im Alltag nimmt man oft die Fülle an Kalorien gar nicht wahr, die z.B. mit einem Latte Macchiato hier, einer halben Breze dort oder einer Handvoll Süßkram am Arbeitsplatz in unseren Mund wandern.

Auch kalorienhaltige Getränke sind nicht zu unterschätzen. Der gerade genannte Latte z.B. hat den Kaloriengehalt einer kleinen Mahlzeit. Ich hatte aber auch schon Klienten, die alleine durch das Weglassen des abendlichen Biers ordentlich Gewicht verloren haben.

Also kein Latte oder Bier mehr und schon purzeln die Pfunde?

Neben dem Essen gibt natürlich auch noch andere Erklärungen für eine Gewichtszunahme. Gesundheitliche Gründe, wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder bestimmte Medikamente können den Stoffwechsel verlangsamen und den Kalorienbedarf absenken. Es gibt auch verschiedene Verdauungstypen, abhängig vom Darmmikrobiom, die die Nahrung unterschiedlich verstoffwechseln. Und last, but not least, dürfen wir nicht vergessen, dass Frau ab den Wechseljahren einen reduzierten Kalorienbedarf hat, da nun weniger bis keine Energie für den Monatszyklus mehr benötigt wird. Umso wichtiger, jetzt noch mehr gute Nährstoffe in etwas weniger Kalorien zu packen.

Nun stehen die Feiertage an. Wie sieht ein gesundes Festtagsmenü aus?

Bevor ich euch einen Menüvorschläge mache, hätte ich noch ein paar Tipps für euch, um die Feiertage gut zu überstehen. Ohne Verdauungsprobleme oder gar Gewichtszunahme.

  • Pause von 4 Stunden zwischen den Mahlzeiten (so bekommen die Bauchspeicheldrüse und die
  • anderen Verdauungsorgane eine wohlverdiente Pause)
  • Bewegung einbauen ( spazieren gehen, tanzen, putzen…)
  • Viel stilles Wasser trinken!
  • Täglich Bitterstoffe zuführen (z.B. durch bitteren Salat oder Wildkräuter, oder aber durch Bittertropfen oder -Spray. Kräuterschnaps ist kontraproduktiv.)

So werden die Verdauungssäfte angeregt.

Ideen für ein gesundes und bekömmliches Festtagsmenü:

ich wünsche euch allen frohe und gesunde Weihnachten!

Andrea

Mehr zu Andrea findest Du hier.

Erholungspause

Frau im Wechsel im Interview mit Dorothee Przesdzink, Wechseljahre als Weg:

Dorothee, warum ist das Thema „Entspannung“ für Frauen in den Wechseljahren wichtig?

Entspannung ist generell die Basis in unserem Leben. Das Leben kann nur dann in einen energetisch ausgeglichenen Fluss kommen, wenn wir vom Körper und Geist her entspannt sind. Bei Dauerstress und geistiger Anspannung signalisieren wir unserem Körper jedoch, dass Gefahr droht. In Urzeiten war das sinnvoll und oftmals lebensrettend. Heute aber gibt es nur noch selten lebensbedrohende Gefahren. Trotzdem verbringen wir den größten Teil unseres Alltags mit dieser „Angst im Nacken“ und leiden unter den Stressfolgen.

Frauen haben gegenüber Männern einen Vorteil: vor vielen dieser klassischen Stressfolgen, wie z.B. Herzinfarkt, Osteoporose oder Bluthochdruck, werden sie durch die Östrogene geschützt. Sinkt der Östrogenspiegel in den Wechseljahren, baut sich dieser Schutz langsam ab. Frauen werden anfälliger für Stress. Konnten sie vor den Wechseljahren Mehrfachbelastungen, wie z.B. Kindererziehung, Beruf, Haushalt und Pflege von Angehörigen noch mit Energieeinsatz und Leistungswillen unter einen Hut bringen, merken sie nun, dass die Belastbarkeit langsam abnimmt.

Versuchen die Frauen dennoch ihr Tagespensum auf diesem hohen, ungesunden Niveau zu halten, betreiben sie Raubbau an ihren Hormonressourcen. Ohne geeignete Maßnahmen bzw. Selbstfürsorge steuern sie nicht selten in einen „Burn-Out“ hinein.

Was macht Dauerstress mit unserem Körper?

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Nebennieren bzw. Nebennierenrinde schütten in einer Stress-Situation zuerst Stresshormone, wie z.B. Adrenalin und Cortisol aus. Das führt normalerweise dazu, dass unser Körper in kürzester Zeit zum Kampf oder zur Flucht bereit ist. Die Muskulatur wird aktiviert, unser Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, Verdauung und Immunsystem werden heruntergefahren. Ist die „Gefahr“ vorbei, werden andere Hormone und Botenstoffe ausgeschüttet, um den Körper wieder zu normalisieren und zu entspannen. Normalerweise!

Bei Dauerstress erhält unser Körper dieses entspannende Signal nicht und behält die Anspannung und die Ausschüttung von Stresshormonen bei. Mit negativen Folgen: Dauerstress hemmt das Immunsystem, verengt die Gefäße, verspannt die Muskulatur dauerhaft, treibt den Blutdruck in die Höhe, irritiert die Verdauung und lässt uns schlecht schlafen. Am Ende werden die Nebennieren in Mitleidenschaft gezogen und ermüden in ihrer Tätigkeit, was zu schweren Krankheiten führen kann.

Auf welche typischen Wechseljahres-Symptome haben Entspannungsmethoden einen positiven Einfluss?

Auf viele! Entspannungsmethoden unterbrechen den Stresskreislauf und verschaffen den Nebennieren eine Erholungspause. Damit kann sich der Blutdruck wieder normalisieren (oder zumindest deutlich senken lassen), auch das Immunsystem kann sich erholen.

Typisch für die Wechseljahre sind z.B. Schlafstörungen.

Entspannungsmethoden und entsprechende Schlafhygiene können für ungestörten Schlaf sorgen. Auch die Gewichtszunahme durch Stress-Essen kann vermieden werden. Stressbedingte Kopfschmerzen und Nackenverspannungen lassen sich reduzieren.

Viele Frauen leiden in den Wechseljahren unter depressiven Verstimmungen und/oder Stimmungsschwankungen, die durch Entspannung aufgefangen werden können. Genauso wird die Resilienz, unsere Fähigkeit mit belastenden Situationen angemessen umzugehen ohne in den Burn-Out zu rutschen, gefördert. Damit wird Platz geschaffen für Selbstreflexion, um den neuen Lebensabschnitt als Chance für eine positive Veränderung wahrzunehmen und sich auf das Altern leichter vorzubereiten .

Wie lernt man Entspannungsmethoden am besten?

Das ist abhängig vom jeweiligen Lerntyp und von der Zeit, die man/frau investieren möchte.

Man kann beginnen mit DVD´s, You Tube, Onlinekursen etc. Oder frau sucht sich einen Entspannungs-Trainer, Yogalehrerin, Achtsamkeitstrainerin etc. und nimmt an einem Gruppenkurs oder Einzelsitzungen mit dem/der Lehrer*in teil. Die VHS bietet mittlerweile viele Kurse in diese Richtung an.

Oder frau sucht sich eine Wechseljahrebegleitung bzw. –beraterin, die sich zuerst einen Überblick über die einzelnen, bei der Frau auftretenden Symptome und ihrer Lebensumstände verschafft und daraufhin die passendste Entspannungsmethode mit der Frau gemeinsam erarbeitet und vermittelt.

Wie häufig sollte man sie trainieren?

Bild von Best Psychologists in Lahore auf Pixabay

Es ist definitiv wichtig, eine gewisse Routine und Regelmäßigkeit einzuhalten.

Ähnlich wie bei körperlichem Sport und Muskeltraining bringt häufige Übung den gewünschten Erfolg. Unser Körper lernt durch Wiederholung. Dabei trainiert man/frau das sogenannte Körpergedächtnis und Abläufe werden zu automatischen Routinen ausgebildet. Irgendwann funktionieren die Entspannungsmethoden wie von selbst. Genauso, wie wir nicht mehr darüber nachdenken müssen, wie wir laufen oder einen Arm heben. Das spart Energie und wir können die Entspannung auch in stressigen Situationen automatisch und mühelos abrufen.

Ich empfehle, zwei bis dreimal am Tag mit Entspannungsübungen zu beginnen. Kleine, fünfminütige Atem- und Ruhepausen lassen sich auch öfter einbauen. Eine Meditation, eine Reise durch den Körper oder Yogaübungen dauern meist etwas länger, darum würde ich sie eher morgens und/oder abends in den Alltag einbauen.

Auf jeden Fall sollte man/frau beim Üben weder Perfektionismus, Übereifer oder ein Zuviel an Übungen Oberhand gewinnen lassen. Es kommt mehr auf die Wiederholung und die Regelmäßigkeit, sowie die Freude an der Übung an, sonst scheitert man/frau schnell an der nachlassenden Motivation.

Verlernt man die Entspannungsmethoden wieder? Oder ist das wie Radfahren?

Ja, ich bin der Überzeugung, dass man die Entspannung wieder verlernen kann. Nach anfänglichen Erfolgen neigen wir häufig dazu, die Frequenz der Übungen zu vernachlässigen. Es geht uns ja offensichtlich besser. Die negativen Symptome stellen sich dann häufig nach einiger Zeit des Nichtübens wieder ein.

Gerade in und um die Wechseljahre herum ist es wichtig, auf die körperlichen und psychischen Symptome zu achten und unseren Lebensstil daran anzupassen. Die hormonelle Umstellung sollte so genutzt werden, dass wir für den neuen Lebensabschnitt gut gerüstet sind. Entspannung kann ein Anfang sein und dabei unterstützen, neue Routinen im Alltag zu integrieren.

Was ist Deine Lieblingsmethode?

Das ist eine spannende Frage! Ich habe tatsächlich keine Lieblingsmethode, sondern mache sie von meiner Tagesverfassung oder meinem energetischen Zustand abhängig.

Atemübungen, von denen es einige im Yoga gibt (Pranayama genannt), sind immer hilfreich. Sie helfen, die Energie im Körper zu erhöhen und gut zu verteilen. Sie erfrischen uns im wahrsten Sinne des Wortes.

Auch liebe ich bewegte, dynamische Meditationen, mit denen es möglich ist, die Energie im Körper zu verteilen und zum Fließen zu bringen. Sie lockern den ganzen Körper und können Blockaden im Hals-Nacken oder Beckenbereich beseitigen helfen. Zu den dynamischen Meditationen gehören z.B. die Kundalini-Meditation nach Osho, die Gehmeditation im Garten, mit möglichst nackten Füßen zur besseren Erdung oder die Meditation der vier Himmelsrichtungen.

Seit kurzem habe ich das Yin-Yoga für mich entdeckt. Bei dieser Art des Yoga hält man ausgewählte Körperhaltungen besonders lange, was einen positiven Einfluss auf das Fasziengewebe hat. Nach einer Übungsstunde fühle ich mich ausgesprochen ruhig, geerdet und entspannt.

Welchen letzten „entspannenden“ Tipp möchtest Du den Frauen noch mitgeben?

Es gibt viel zu entdecken bei der Entspannung. Eine fundierte Anleitung durch einen Lehrer kann hilfreich und empfehlenswert sein. Aber allem voran sollte die Freude und die Neugier an allem, was wir tun, stehen. Ähnlich dem Spiel in unserer Kindheit, wo uns die Neugier zu immer neuem Ausprobieren, Fühlen und Entdecken angespornt hat.

Alles Gute, Deine Dorothee

Verändern wir uns, verändert sich auch das Selbstkonzept

Frau im Wechsel im Gespräch mit Britta Scholten

Selbstkonzept – was versteht man darunter?

Der Begriff „Selbstkonzept“ wird in der Psychologie verwendet, um alles zusammenzufassen, was wir über uns selbst denken. So, wie wir über andere Personen oder Gegenstände denken, können wir auch über uns selbst denken. Wir nutzen Wissen über uns selbst, unsere Erinnerungen, unseren Selbstwert oder auch Annahmen über unsere Eigenschaften und bilden daraus eine gedanliche Struktur, das Selbstkonzept.

Das heißt, wir denken über uns und daraus entwickelt sich ein Selbstkonzept?

Das ist eine Henne-Ei-Frage: Es gibt die Sicht, dass das Selbstkonzept unser Verhalten beeinflusst. Man muss also z.B. erst lernen, wie eine Unternehmerin zu denken, um sich selbstständig zu machen. Es gibt aber auch die SIcht, dass wir durch unsere Handlungen unser Selbstkonzept formen. Die Frau, die sich selbständig machen möchte, könnte also ein Bild, ein Selbstkonzept, von sich als Unternehmerin bilden, indem sie sich wie eine Unternehmerin verhält, also z.B. Preise kalkuliert, eine Webseite aufbaut, Geschäftskontakte knüpft.

Wie gehören Selbstkonzept und Wechseljahre zusammen?

Ich finde es irritierend, dass in der Selbstkonzeptforschung die Lebensmitte nicht besonders thematisiert wird. Es finden sich viel mehr Studien, die die Veränderungen des Selbstkonzepts in jungen Jahren oder im höheren Alter betrachten. Dabei gibt es gerade für Frauen in der Zeit der Lebensmitte sehr viele Veränderungen: Frauen müssen sich in dieser Zeit zumindest von dem Selbstkonzept „fruchtbare Frau“ verabschieden. Geschlechtsunabhängige Veränderungen wie Jobverlust, Krankheit oder Auszug der Kinder können weitere Herausforderungen darstellen, die eine Anpassung des Selbstkonzepts erfordern.

Kann man denn sein Selbstkonzept überhaupt anpassen? Oder ist das fix?

Das Selbstkonzept ist dynamisch, also fähig zu Veränderungen. Allerdings heißt das nicht, dass wir es auch ändern wollen. Wenn es uns gut geht, brauchen wir uns ja nicht zu ändern. Viele Menschen ändern die Sicht auf sich selbst erst dann, wenn der Leidensdruck zu groß wird. Es geht aber auch ohne Leidensdruck: wenn wir neugierig sind und Lust auf unbekannte Seiten von uns haben, können wir unser Selbstkonzept schnell ändern.

D.h. für die Frauen steht mit den Wechseljahren eine Änderung aufgrund des Leidensdrucks an?

Oder aufgrund der Neugierde auf das, was jetzt noch kommt. Ich kann es statistisch nicht belegen, aber es könnte sein, dass Frauen, die der Verlust des Selbstkonzepts „fruchtbare Frau“ sehr schmerzt, stärker mit Symptomenen der Wechseljahre zu tun haben als diejenigen, die diese Zeit eher als Aufbruchszeit in eine spannende zweite Lebenshälfte ansehen. Zumindest verursacht das Leiden mehr Stress und der verstärkt gerne gerade die psychischen Symptome wie Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen.

Was hat man denn überhaupt davon, wenn man sein Selbstkonzept verändert?

Vor allem weniger Frust aufgrund der Lücke zwischen meinem Selbstkonzept und der Realität. Nehmen wir die Tänzerin, die aufgrund von Knieproblemen nicht mehr auf der Bühne stehen kann. Sie kann jetzt auf ewig ihrer Zeit als professionelle Tänzerin hinterhertrauern und jeden Tag damit beginnen, dass sie ihre Knie verflucht. Oder sie passt ihr Selbstkonzept an, betrachtet sich jetzt als ehemalige Profi-Tänzerin und nutzt z.B. ihre Fähigkeit der Bühnenpräsenz für eine neue berufliche Karriere als Hochzeitsrednerin.

Und natürlich hilft ein verändertes Selbstkonzept auch bei der Umsetzung von Wünschen und Träumen, wie z.B. bei der Frau, die sich selbständig machen möchte.

Dann bleibt noch die Frage: Wie ändere ich mein Selbstkonzept?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aktiv an der Veränderung des Selbstkonzepts zu arbeiten. Ich betone das „aktiv“, weil es natürlich auch schleichende Veränderungen des Selbstkonzepts gibt. Aber gerade in den Wechseljahren kann es hilfreich sein, sich bewusst damit auseinanderzusetzen, was gehen und was kommen darf.

Ein erster Punkt wäre z.B. die Arbeit an einem klaren Ziel – wie möchte ich die zweite Lebenshälfte gestalten, welche Vorbilder und Rollenmodelle habe ich, welche Menschen möchte ich um mich haben, mit welchen Themen will ich mich beschäftigen.

Bei Veränderungen ist es auch gut, regelmäßig darauf zu schauen, wie weit man schon gekommen ist. Möchte ich z.B. meine Ernährung umstellen, um besser durch die Wechseljahre zu kommen, kann mir ein Ernährungstagebuch Auskunft geben, wie konsequent ich dabei bin. Zusätzlich gibt es „harte Fakten“ wie Waage und Blutwerte. Bei anderen Veränderungen kann ich mir selbst Termine setzen, an denen ich reflektiere, wie gut ich vorankomme.

Bei den Wechseljahren geht es ja auch darum, bestimmte Punkte gehen zu lassen, wie z.B. die Fruchtbarkeit. Hier könnte ich z.B. ein Abschiedsritual durchführen.

Ein letzter Tipp wird im englischen Sprachraum als „Fake it until you make it“ bezeichnet. Ich tue so lange, als ob ich etwas könnte, bis ich es wirklich kann. Das ist das, was ich anhand der potentiellen Unternehmerin bereits beschrieben habe: ich verhalte mich so, wie sich jemand verhält, der so ist, wie ich sein möchte und überzeuge mich selbst so Schritt für Schritt, dass ich tatsächlich so bin. Auf diesem Weg empfiehlt es sich, einen guten Plan zu entwickelt – am besten in der Beratung.

Vom Sinn der Wechseljahre

Interview mit Ellen Cornely-Peeters, Wechseljahres-Beraterin und Autorin des Buches „Ach Meno – Eine Wechseljahre-Beraterin macht Mut“

FiW: Niemand will sie, doch wir alle durchleben sie – die Wechseljahre. Was hat es eigentlich auf sich mit dieser turbulenten Lebensphase?

In der Tat ist den meisten Frauen lediglich bekannt, dass es wohl eine turbulente Lebensphase werden wird. Mit Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwäche, Energielosigkeit und Schlafproblemen.

Dabei handelt sich weder um eine Krankheit, noch um einen Fluch, wie manche glauben mögen. Es findet lediglich eine zweite wichtige Hormonumstellung in unserem Körper statt, die, so wie auch die Pubertät, von unterschiedlichen Symptomen begleitet und sehr unterschiedlich wahrgenommen wird.

Starke Beschwerden sind auch immer Signale für uns, und es macht Sinn, sie zu hinterfragen.

FiW: Gibt es einen Stichtag, einen festen Zeitpunkt für die Wechseljahre?

Da unsere Eizellenvorräte begrenzt sind, verabschieden wir uns zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr vom Takt unseres Zyklus und damit von unserer Fruchtbarkeit. Eine Übergangsphase in unserem Leben, in der sich unser Hormonhaushalt komplett umstellt. Er signalisiert den Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt. Das ist nicht immer einfach, macht aber durchaus Sinn.

FiW: Also tritt man in eine neue Lebensphase ein und „verdorrt“ nicht einfach, wie häufig zu lesen ist?

Leider ist die Berichterstattung rund um diese Wandeljahre sehr negativ geprägt. Alleine die Horrorszenarien über vermeintlichen Verlust der Jugendlichkeit und vielfältigen Hormon-Störungen setzt Frauen enorm unter Druck.

So kann alleine die Angst vor der Zeit des Wechsels typische Begleitsymptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Launenhaftigkeit enorm verstärken.

Daher ist es sehr hilfreich, den Sinn der Wechseljahre zu entdecken und die Bedeutung der Menopause zu verstehen. Je besser wir Bescheid wissen, desto besser kommen wir hindurch.

FiW: Was müssen wir denn unbedingt wissen?

Unsere fruchtbaren Jahre beginnen mit der Aktivierung der Geschlechtshormone in der Pubertät. Und damit das allmonatliche, zyklische Auf und Ab der Hormone.

Sinn und Zweck ist einzig und allein, alle 4 Wochen eine Eizelle reifen zu lassen, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen und dadurch den Fortbestand der Menschheit zu sichern.

Zeitgleich mit der körperlichen Entwicklung verändert sich auch unsere Gefühlswelt. Egal ob Lebensfreude, Drama, Gelassenheit oder unsere Lust auf Sex. Alles ist hormongesteuert.

So sind auch bei Teenagern Stimmungsschwankungen ein untrügliches Zeichen der hormonellen Umstellungsphase. Sie entdecken die Welt der Erwachsenen, grenzen sich von den Eltern ab und machen von nun an ihr eigenes Ding.

Sobald die Libido erwacht, dreht sich (fast) alles nur noch um Sex. Es geht vor allem darum, Aufmerksamkeit zu erregen und zu gefallen. Potentielle Partner für die Fortpflanzung „anzulocken“. Sexualität wird zu einem wichtigen Bestandteil unseres Lebens.

FiW: Und das endet mit den Wechseljahren?

Nein, keinesfalls, doch die Lust auf die Lust verändert sich. Nach ca. 30 Jahren Zyklusaktivität ist der Vorrat an Eizellen in den Eierstöcken aufgebraucht. Die Hormonaktivität lässt nach, und ganz allmählich verabschiedet sich der Zyklus. Und damit auch der natürliche Hormonkick in der Zeit des Eissprungs. Wir kommen in die Wechseljahre. Die körperliche Fruchtbarkeit endet. Und damit auch das allmonatliche bluten, die Schmerzen währenddessen, die zyklisch bedingten Gemütsschwankungen. Alles vorbei. Auch die Sorge vor einer ungewollten Schwangerschaft können wir loslassen. Meno-Pause!

FiW: Klingt nach Erholung!

Das stimmt. Die Meno-Pause ist eine sinnvolle Einrichtung der Natur, denn Schwangerschaft und Geburt sind für Frauen um die 50 trotz des enormen medizinischen Fortschritts kein Pappenstiel. Und dann würden wir die Kids gut 20 Jahre begleiten müssen, bis sie auf eigenen Beinen stehen. Dann wären wir 70.

Die wenigsten Frauen wissen, dass Östrogene hochaktive Wachstumshormone sind. Gewebe von Brust, Eierstöcken und Gebärmutter muss regelmäßig auf- und umgebaut werden, um uns auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Doch mit zunehmenden Alter sind die Zellen weniger flexibel, was das Risiko für Wucherungen und Zellentartungen erhöhen kann. Daher macht es Sinn, dass die Hormone auf ein gesundes Maß herunterreguliert werden. Wir werden dadurch keine hormonlosen Wesen sein. Doch das Krebsrisiko für Frauen kann sich deutlich reduzieren.

Übrigens: Auch nicht zu unterschätzen sind die finanziellen Ausgaben, die wir 30 Jahre lang Monat für Monat für Verhütung und Monatshygiene aufbringen mussten. Da wird nach der Menopause nun ein ganz schönes Sümmchen frei, das wir gut in die Erfüllung unserer – vielleicht veränderten – Wünsche investieren können.

FiW: Wieso verändern sich unsere Wünsche in den Wechseljahren?

Mit sinkenden Hormonspiegel verändert sich auch unsere Gefühlswelt. Nach all den Jahren im Zeichen der Fortpflanzung, des Bemutterns und der Fürsorge (da spielt es keine Rolle, ob eine Familie vorhanden ist oder nicht), schippern wir ruhigeren Zeiten entgegen und der Blick richtet sich zunehmend auf die ureigenen Wünsche und Bedürfnisse. Auf Träume, die aus welchen Gründen auch immer, lange zurückgestellt wurden. Die nun gelebt werden möchten. Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen. Wir machen unser Ding – ohne dass uns das Auf und Ab der Hormone uns dazwischen grätscht.

Eine wunderbare Gelegenheit also, die Weichen zu stellen und eine erfüllende Zukunft einzuläuten.

Unterstützt werden wir dabei durch die neue Hormonkonstellation, die uns selbstbewusster und mutiger macht, unsere Bedürfnisse auch einzufordern. Eine einmalige Chance, selbstbestimmter in die zweite Lebenshälfte durchzustarten.

FiW: Hältst Du das für den Sinn der Wechseljahre?

Genau. Frauen im Wechsel stehen heute mitten im Leben und haben im besten Fall noch 30 aktive Jahre vor sich. Neben den erwähnten körperlichen Erleichterungen ist diese Chance, die zweite Lebenshälfte bewusster zu gestalten, der Sinn der Wechseljahre. Die Sicht auf das Leben wird viel klarer und bewahrt uns im besten Fall davor, uns weiterhin bis zur Erschöpfung zu verausgaben.

Es lohnt also über alle Maßen, in sich hinein zu spüren. Den Fokus auf die Zukunftsgestaltung zu richten und damit so manche körperliche Herausforderung in positive Energie umzuwandeln.

Das macht Sinn! Das gibt Kraft. Das ist better Aging!

FiW: Klingt gut. Ist aber nicht für jede Frau einfach, oder?

Auch wenn es für die eine oder andere unmöglich erscheint: Es gibt Hilfe und Unterstützung in Zeiten der Unsicherheit und/oder starker Beschwerden. Und- es gibt immer eine Lösung. Besonders wirksam sind dabei persönliche Aufklärungsgespräche, wie eine aktuelle Studie der Uni Göteborg zeigt: sie können dabei helfen, körperliche Beschwerden während der Hormonumstellung langfristig zu lindern.

Weitere professionelle Wechseljahre-Beraterinnen findest Du unter www.frau-im-wechsel.de