Archiv der Kategorie: Im Gespräch mit

Medical Move® – Trainieren gegen Beschwerden

Anja Blaku ist Inhaberin von Flowfitness und Entwicklerin der Trainingsmethode MedicalMove. Wir sprachen mit ihr über die Vorteile der Methode gerade für Frauen in den Wechseljahren.

Anja, Du bietest „Effektives Präventionstraining“ an – Was genau ist das?

Es ist die Traningsmethode Medical Move®, das alle Defizite, die ältere Menschen durch Bewegungsmangel aufweisen, ausgleichen kann. Dadurch können die multiplen Zivilisationskrankheiten mit hoher Wahrscheinlichkeit verringert oder oder sogar verhindert werden.

Wie hilft „Medical Move“ Frauen in den Wechseljahren besser mit den Symptomen umzugehen?
  1. MM hebt definitiv die Stimmung!
  2. MM kann die körperliche Verfassung deutlich verbessern und lindert damit objektiv und auch subjektiv das Gefühl des schnellen Alterns.
  3. MM kann durch verbesserte Stoffwechselvorgänge bzgl. Der Synovialflüssigkeit positiv auf eventuell auftretende Gelenkbeschwerden wirken, das Selbstwertgefühl und die Attraktivität durch einen strafferen und besser geformten Körper steigern.
  4. Gewichtszunahme kann verhindert, gebremst werden.
  5. Die Libido kann angekurbelt werden durch bessere Durchblutung.
  6. Das Gefühl, zum „alten Eisen“ zu gehören, reduziert sich in den meisten Fällen.
Kann ich „Medical Move“ alleine anwenden oder brauche ich dazu eine Trainerperson?

Ich empfehle eine analoge oder digitale Live-Beratung und Anleitung, um die Technik einwandfrei zu erlernen. Ein Training alleine führt oft nicht zu all den erwünschten Effekten, obwohl sich auch im Falle von unbetreutem Training schon Verbesserungen einstellen können.

Wie läuft „MM“ genau ab?

Es werden bestimme Beinbewegungen im Stand/in Schritten etc. ausgeführt und zeitgleich mit sehr spezifischen Arm-/Oberkörperpositionen verknüpft. Diese Kombination führt zu einem hohen Anteil aktivierter Muskeln (gut für das Herzkreislaufsystem), gekoppelt mit zielgerichteter Umgehensweise mit den Gelenken und der Wirbelsäule. Vier verschiedene Intensitätsstufen lassen einen passenden Level je nach aktuellem Trainingszustand auswählen.

Was machst Du bei einer Beratung zu „Start mit MM“?

Ich erfasse aktuelle Parameter, lasse mir berichten, wie sich die Frau/Person fühlt, welche Beschwerden sich zeigen, frage nach Kontraindikationen und empfehle dann auf dieser Basis einen bestimmten Kurs – übrigens biete ich die Kurse auch online an.

Welche Erfahrungen hast Du mit „Medical Move“ in der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden?

Ausgesprochen gute, bisher erhielt ich ausschließliches gutes Feedback

Wie schnell wirkt „MM“ bei Wechseljahresbeschwerden?

Meist innerhalb von 4 Wochen, bei 2 Terminen pro Woche mit weitere Verbesserung in den Folgewochen

Kann man auch etwas falsch machen?

Definitiv. ZB kann die Knieposition im Verhältnis zur Fußausrichtung zu weit nach innen ausgerichtet sein, die Brustwirbelsäule zu stark gekrümmt werden, die LWS zu stark gehöhlt werden, der Körperschwerpunkt nicht genug gesenkt werden und die Streckintensität nicht ausreichend ausgereizt werden.

Du bist eine überzeugte Anwenderin von „Medical Move“. Wie würdest Du die Vorteile zum Schluss kurz zusammenfassen?

Ganz klar: Es gibt eine deutliche Verbesserung des körperlichen Zustandes und der psychischen Verfassung. Daher: Bitte nicht den Kopf hängen lassen, sondern das Schicksal selber in die Hand nehmen

Es lohnt sich!

Melden Sie sich gerne bei mir: anja.blaku@medicalmove.de

Die Weisheit aus dem Osten: Traditionelle chinesische Medizin

Sabine Schaal, Ärztin für Allgemeinmedizin und ärztliche Psychotherapeutin, ist Expertin für chinesische Medizin. An der TU München hat sie den Master of Science in traditioneller chinesicher Medizin abgelegt und ihre Kenntnisse durch einen dreijährigen Aufenthalt in China vertieft.
Sabine, kannst Du uns die traditionelle chinesische Medizin, die TCM, kurz und knapp erläutern?

Die TCM ist eines der ältesten Medizin-Systeme in China mit einem großen Erfahrungsschatz. Anders als in der westlichen Medizin werden Körper und Geist als nicht getrennt voneinander betrachtet. Der Mensch steht in seiner Ganzheit im Mittelpunkt.

Die Verbindung von westlicher und chinesischer Medizin bietet daher eine sehr gute Möglichkeit, dem Menschen individuell zu helfen. Das gilt insbesondere bei Symptomen, die in der westlichen Medizin keine messbare Diagnose und damit auch keine adäquate Therapie finden. Beide Systeme haben aber natürlich ihre eigenen Vorteile. Westliche Diagnostik, also messbare Daten, werden durch die TCM mit dem Fokus auf die Ganzheitlichkeit des Menschen ideal ergänzt.

Wie erklärt sich die TCM Wechseljahresbeschwerden?

Viele Frauen gehen mit einer großen Unsicherheit in diese Lebensphase. Sie fragen sich angesichts der vorherrschenden Schönheitsdeale in der Gesellschaft, ob sie noch attraktiv sind und kämpfen mit mangelder Wertschätzung im Beruf, aber auch im Privatleben. Dabei ist natürlich das Gegenteil der Fall: Reife, Lebenserfahrung und innere Weisheit entstehen ja eben erst nach einer gewissen Wegstrecke gelebten Lebens. Typische klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit oder wechselnde Stimmungen bringen Frauen in den Wechseljahren dann jedoch in komplexe schwierige Lebenssituationen. Denn nach wie vor wird ja auf vielen verschiedenen Ebenen viel von ihnen verlangt.

In der TCM-Philosophie ist der Mensch gesund, wenn der Energiefluss im Körper und Geist ausgeglichen ist. Unser Chi – etwas unzureichend übersetzt als Lebensenergie – fließt nur dann harmonisch, wenn die Balance zwischen polaren Energien, Yin und Yang-Energien, gegeben ist. Hierbei steht Yin für Ruhe, Nacht, Kälte und Yang steht für Tag, Aktivität und Wärme. Gerät die Balance dieser beiden Pole ins Ungleichgewicht, ist der Energiefluss gestört und es entstehen Dysharmonien, die sich in vielerlei psychischen, aber auch physischen Beschwerden äußern können.

Das passiert z.B. in den Wechseljahren. Vorübergehend gerät dieses System der Energien in Unordnung, die Yin-Energie nimmt ab, Yang ist im Überschuss. Wenn die ausgleichenden Yin-Energien fehlen, kann z.B. eine Yin-Mangel-Hitze entstehen, was Frauen dann als Hitzewallungen wahrnehmen. Oder als Schlaflosigkeit oder Stimmungsschwankungen.

Was empfiehlt die TCM bei Wechseljahresbeschwerden – generell und zu bestimmten Symptomen?

In den Wechseljahren braucht der Körper insgesamt weniger Nahrung, das Verdauungssystem kann empfindlicher werden. Aber auch die Energien unseres Chis nehmen ab.

Hier greift die TCM. Ernährungsweise, Akupunktur und Arzneimitteltherapie sind bedeutende Säulen in der TCM. Die Behandlung fußt dabei auf dem Ziel, den Energiefluss wieder in Balance zu bringen. Dazu gehört eine umfassende Betrachtung der Lebensgewohnheiten und der Lebensweisen, z.B. Schlaf, Ruhephasen, aber auch gezielte Auszeiten oder Aktivitäten – all das dient der Erhaltung der Energiebalance.

Es ist wichtig zu betonen: Behandelt wird immer der ganze Mensch, die ganze Frau. Nicht ein einzelnes Symptom. Daher gibt es in der TCM auch keine allgemein gültigen Empfehlungen, was z.B. bei Hitzewallungen oder Gelenkbeschwerden hilft.

Wenn ich mich für TCM-Prinzipien interessiere, kann ich mir auch selbst etwas Gutes tun oder brauche ich dazu immer eine Therapeutin? Und wo finde ich gute Therapeut:innen?

Natürlich kann sich jede Frau mit den grundlegenden Ernährungs- und Bewegungsprinzipien beschäftigen und davon profitieren. Dazu gibt es heutzutage auch gute Quellen zum Thema TCM und Wechseljahre, über die man sich informieren kann. Nicht zuletzt, weil das Thema Wechseljahre ja insgesamt viel sichtbarer geworden ist – dank vieler Initiativen, so auch von Frau im Wechsel.

Sollte eine Frau jedoch den Wunsch haben, sich mit TCM behandeln zu lassen, dann würde ich immer einen Experten oder eine Expertin aufsuchen. TCM ist eine komplexe Behandlungsweise, die schon jemanden verlangt, der eine fundierte Ausbildung hinter sich gebracht hat. Zu Beginn der Behandlung wird – wie auch in der Schulmedizin – zunächst eine Anamese gemacht, eine Diagnostik erhoben. Das sind in der TCM z.B. die Zungenbetrachtung, die Puls- oder Anlitzdiagnostik, das Gespräch. Ein Anamese-Termin dauert gut eine bis eineinhalb Stunden. Darauf aufbauend werden dann die individuellen Therapien zusammengestellt. Das verlangt schon ein solides Wissen.

Man kann sich bei der Suche nach einer guten Behandlungsmöglichkeit an den Verbänden für TCM orientieren. Ich würde mir auch immer jemanden aussuchen, der einen ärztlichen oder gut ausgebildeten Heilpraktiker-Hintergrund hat. Denn trotz der Tatsache, dass es sich um eine sanfte Medizin handelt, ist es eine Medizin und die gehört in erfahrene Hände.

Wie schnell hilft die TCM bei Wechseljahresbeschwerden?

Das Ziel der TCM-Behandlung ist die langfristige Gesundheitserhaltung. Aber ich erlebe auch häufig, dass eine Änderung der Lebensgewohnheiten, der Ernährung oder die Einnahme chinesischer medizinischer Präparate schon kurzfristig eine deutliche Verbesserung mit sich bringt.

TCM scheint eine komplexe Behandlungsmethode zu sein. Was kann man selbst machen, um die Behandlung zu unterstützen?

Auf alle Fälle ist es sinnvoll, auf sich selbst zu achten, sich selbst wertzuschätzen. Auf sich selbst zu hören, was tut mir gut, was nicht – und dass dann auch umzusetzen. Dazu gehört z.B. auch die Beziehungen zu meinen Mitmenschen zu betrachten oder zu lernen, sich abzugrenzen, eben auch mal nein sagen. Das hört sich jetzt sehr allgemein an, ist aber doch im Alltag oft schwierig, gerade für Frauen, die es ja gewohnt sind, mit vielen Bällen zu balancieren.

Für alle Menschen, aber besonders auch für Frauen in den Wechseljahren, ist es auch wichtig, ihre Energien zu pflegen. Z.B. darauf zu achten, dass sie genügend schlafen, zur Ruhe kommen. Ruhezeiten sind wichtig, aber auch gezielte Auszeiten. Dann geht es auch um die Einstellung, das Klimakterium nicht als Krankheit zu betrachten, sondern als Anstoß zum Übergang in eine neue Phase, die geprägt ist von Reife und tiefer innerer Weisheit. Das wird auch in China deutlich, wo die Frauen und die Gesellschaft die Wechseljahre anders wahrnehmen. Eben nicht als Krankheit , sondern als Übergang in eine Zeit, die eher damit zu tun hat, sich selbst zu finden, sich selbst wertzuschätzen und das Leuchten von innen zu betonen.

Nun gibt es Frauen, die sicher gerne von innen leuchten würden, aber sehr unter den Beschwerden leiden. Ihnen empfiehlt man häufig eine Hormonersatztherapie. Wie passt das in die traditionelle chinesische Medizin?

Wenn man auf die Menge der Frauen schaut, dann zeigt sich: nicht alle sind mit Wechseljahresbeschwerden konfrontiert. Man spricht da häufig von einem Drittel, das keine Beschwerden hat, ein weiteres Drittel, bei dem sich die Beschwerden nur leicht äußern. Nur ein Drittel der Frauen leidet stark unter den Wechseljahrsbeschwerden und -symptomen. Es kann sein, dass Frauen, mit dem was noch da ist an Energie und Hormonen, durchaus zurechtkommen bzw. nur eine ganz geringe Menge an Ergänzung brauchen. In den Augen der TCM hängt das stark davon ab, wie die Frau in den Jahren davor mit ihrem Energiehaushalt umgegangen ist. Welche Stürme hat sie erlebt, wie viele Energien musste sie lassen, wo sind Energien auf der Strecke geblieben. Schulmedizinisch geht es in den Wechseljahren ja eher um die Hormonabnahme. In der TCM ist es eine andere Sicht, hier geht es um die Energien. Das heißt aber nicht, dass sich TCM und eine Hormontherapie im Weg stehen. Ich möchte betonen, dass es zwei völlig unterschiedliche Therapien sind, die aber nebeneinander angewandt werden können.

Du bist eine überzeugte TCM-Therapeutin. Was begeistert dich daran?

Mich fasziniert die TCM sehr, weil sie mir den Blick auf den Menschen eröffnet hat. Die klassischen schulmedizinischen Ausbildung hat ihre Vorzüge und absoluten Vorteile. Aber wir haben dort aus verschiedendsten Gründen nicht die Zeit und Möglichkeiten, den Menschen dort abzuholen, wo er ist. Genau das erlaubt die TCM: den ganzen Menschen zu betrachten und tief einzutauchen in die eigene Welt eines jeden Menschen. Und so erfolgreich zu helfen.

Wenn sich jemand als Laie mehr in die TCM vertiefen möchte, welche Quellen empfiehlst Du?

Alle Dachverbände sind gute Anlaufstellen für seriöse Informationen. Ich selbst bin Mitglied bei der Internationalen Gesellschaft für chinesische Medizin e.V., kurz SMS (Societas medicinae sinensis).

Im Gespräch mit Lovisa Ósk Gunnarsdóttir – When the bleeding stops

Lovisa Ósk Gunnarsdóttir ist eine isländische Tänzerin. Mit dem Stück „When the bleeding stops“ bricht Lovisa mit der Stille und dem Tabu, das die Wechseljahre in den westlichen Gesellschaften umgibt. Sie transportiert uns in die Wohnzimmer der Teilnehmerinnen und geht tief in die vielen Schichten der Erfahrungen, die Frauen mit den Wechseljahren machen.

Das Interview wurde von uns aus dem Englischen übersetzt.

Wie bist Du auf die Idee für „When the bleeding stops“ gekommen?

Ich war 16 Jahre Tänzerin bei der Iceland Dancing Company. Als ich gerade 40 wurde, hatte ich mich verletzt und konnte längere Zeit nicht tanzen. Ich habe damals realisiert, wie sehr ich emotionale Themen, aber auch physische, durch das Tanzen aufgelöst hatte. Das fehlte jetzt. Man kann sagen, dass mein ganzes System kollabierte.

Eines Tages, als es mir schon wieder etwas besser ging, war ich spazieren gegangen. Als ich nach Hause kam, war ich unruhig und hatte das Gefühl, dass ich jetzt tanzen müsste, um all die Gefühle und Gedanken auszudrücken. Also zog ich die Vorhänge zu, suchte einen Song aus und begann zu tanzen. Erst nur sehr vorsichtig, aber es fühlte sich bereits ein bisschen besser an. Ich merkte, dass diese Routine: Spazierengehen, einen Song auswählen und tanzen, eine große Rolle in meiner Genesung spielte. Sowohl pyhsisch als auch mental. Es war, als ob ich mich wieder mit meinem Körper verbinden konnte.

Als ich dann die ersten Symptome der Wechseljahre verspürte und realisierte, wie wenig Frauen – so auch ich – über diese Zeit wissen, hatte ich die Idee, dass meine Tanzroutine auch für andere Frauen hilfreich sein könnte. Und dass ich so auch die Stille und das Tabu um die Wechseljahre aufbrechen könnte.

Wie hast Du die Zeit erlebt, als Du selbst die ersten Wechseljahressymptome bemerktest?

Ich wusste nichts über die Wechseljahre, also habe ich erst mal gegoogelt. Es fühlte sich schrecklich an – je mehr ich über die Wechseljahre las, desto mehr hatte ich das Gefühl, ich habe mein Ablaufdatum erreicht. Das war es jetzt. Jetzt geht es nur noch bergab, bis ich sterbe. Ich habe mich geschämt und konnte mit niemanden darüber reden. Ich wollte auch nicht darüber reden, denn ich wollte auch keine Bestätigung bekommen, dass ich wirklich in den Wechseljahren bin. Ich habe gedacht: solange mir niemand wirklich bestätigt, dass ich in den Wechseljahren bin, brauche ich mich ja nicht damit zu konfrontieren. Gleichzeitig habe ich immer gedacht: Das Leben kann doch nach den Wechseljahren nicht vorbei sein!

Das ist es ja auch nicht. Viele Frauen stellen gerade in dieser Zeit großartige Dinge auf die Beine. So war es dann ja auch bei Dir. Wie war der Weg bis zu dem Projekt?

Ich habe die Company verlassen und ein Masterstudium begonnen. In meiner Abschlussarbeit habe ich meine Erfahrung verarbeitet und ein Stück gestaltet, das „Vorbereiten auf die Menopause – ein Selbsthilfetanz“ hieß. Ich hatte realisiert, dass viele meiner Symptome, die mit meiner Verletzung zusammenhingen, auch in den Wechseljahren auftreten können. Das machte mich neugierig darauf, welche Geschichten andere Frauen erzählen können, wenn auch sie diese Tanzroutine ausprobieren. Mit der Zeit entwickelte sich aus meiner Abschlussarbeit und den weiteren Erfahrungen dann das Stück „When the bleeding stops“, bei dem ich Frauen einlade, mitzuwirken.

Wie findest Du die Frauen?

Am Anfang hatte ich eine offene Einladung in eine Wechseljahres-Facebook-Grupppe hier in Island gepostet: Probiert meine Routine aus, geht spazieren, konzentriert Euch auf Eure Gedanken und Gefühle, sucht dann zu Hause einen gerade passenden Song aus und tanzt. Ich hatte auch gefragt, ob die Frauen Lust hätten, sich beim Tanzen zu filmen und mir die Videos zu schicken. Und dann bekam ich all diese Videos von Frauen, die in ihrem Wohnzimmer tanzten. Das war sehr berührend. Inzwischen ist es so, dass ich immer wenn wir reisen, Frauen vor Ort einlade, mitzumachen. Wir arbeiten zunächst online, dann lade ich sie ein, mit mir auf die Bühne zu gehen. Ich nutze auch die Videos, die mir geschickt werden, wenn die Frauen damit einverstanden sind.

Wie kam „Wenn the bleeding stops“ von Island nach Wiesbaden?

Wir waren mit dem Stück auf einem großen Tanztreffen in Dublin. Seitdem bekommen wir Einladungen aus allen möglichen Orten. Allein für die nächsten Monate stehen 15 verschiedene Städte auf dem Programm, eventuell kommen wir auch noch mal nach Deutschland, diesmal nach Köln.

Wie erklärst Du dir die positive Wirkung Deiner Tanzroutine?

Es ist keine Therapie, die ich anbiete, aber viele Frauen finden es sehr therapeutisch. Es scheint, als würden sich die Frauen über den Tanz öffnen können, eine besssere Verbindung zu ihrem Körper bekommen. So können sie auch mit den Symptomen der Wechseljahre wieder besser umgehen, sich selbst fühlen, ein neues Bild von sich finden. Manchen Frauen reicht es, ein- oder zweimal zu tanzen, andere haben meine Routine auch zu ihrer gemacht, weil sie merken, dass es ihnen hilft. Eine Frau hat mir z.B. erzählt, dass sie sich das erste Mal in ihrem Leben schön gefühlt hatte. So etwas berührt mich tief.

Auch ich habe es getestet, wir sind ja über Deinen Aufruf für die Produktion in Wiesbaden in Kontakt gekommen. Da ich früher viel getanzt hatte, auch Turniere, fand ich die Idee sehr spannend. Aber mich beim Tanzen zu filmen – das hat mich schon Überwindung gekostet. Wie reagieren die Frauen auf Deine Bitte, sich zu filmen und Dir die Videos zu schicken?

Das ist tatsächlich für viele Frauen ungewohnt oder sogar unangenehm. Man muss das auch nicht machen. Aber das Filmen macht etwas mit Dir. Es ist ein Unterschied, ob Du nur für Dich tanzt oder ob Du dich dabei filmst, ob Du das Video dann an mich schickst und sogar zustimmst, dass es veröffentlicht wird. Manchmal mag man es, an anderen Tagen eher nicht. Aber Du entscheidest. Allein diese Kontrolle zu haben, ist für viele Frauen sehr hilfreich, die sich sonst den Wirren der Wechseljahre ausgeliefert fühlen.

Ich finde es auch spannend, ob Frauen ihre eigenen Videos anschauen mögen oder nicht. Es kann sehr interessant sein, sich selbst über die Zeit zu begleiten und zu sehen, wie sich der Tanz ändert. Und sich selbst zu erlauben, dass sich der Tanz und auch der Körper ändert. Das ist für mich auch ein wesentlicher Bestandteil der Wechseljahre.

Du machst das Projekt jetzt seit fünf Jahren. Wird es lauter um die Wechseljahre oder steht immer noch die Stille und das Tabu im Vordergrund?

Es verändert sich etwas. Auch aus medizinischer Sicht. Ich halte zu Beginn des Stücks einen Monolog, in dem ich Informationen über die Wechseljahre gebe. Den musste ich in dieser Zeit bereits dreimal ändern: Zunächst hieß es „Auf keinen Fall Hormone“, dann „Hormone sind okay“ und aktuell eher „Du musst Hormone nehmen“. Und das wird es bestimmt nicht gewesen sein. Ich habe gerade in einem Artikel gelesen, dass man jetzt untersucht, wie die Wechseljahre einfach überspringen werden könnten. Das find ich sehr fragwürdig, für mich ist das ein Herumpfuschen mit der Natur. Und auch ein Zeichen, dass wir in unserer westlichen Gesellschaft immer noch einem jugendlichen Ideal hinterherlaufen. Andere Gesellschaften haben ja ein viel positiveres Bild vom Alter und von Frauen nach der Menopause.

Was sich auch ändert: unser Stück ist gut besucht und wir großartige Reaktionen bekommen, das wäre vor zehn, fünfzehn Jahren vielleicht nicht so gewesen. Im Publikum sitzen allerdings fast nur Frauen. Aber immerhin kommen auch einige Männer. Der positive Zuspruch zeigt mir, dass es richtig ist, das Stück auf die Bühne zu bringen. Aber auch, dass noch ein weiterer Weg vor uns liegt, bevor wir wirklich die Stille durchbrochen haben. Ich sehe das so: Frauen in den Wechseljahren können genauso verwirrt sein wie Teenager. Vielleicht sogar noch mehr. Der Unterschied ist: Bei Teenagern wissen wir, was passiert, wir verstehen sie und unterstützen sie. Das sollten wir auch für Frauen in den Wechseljahren als selbstverständlich ansehen. Wir sind starke Frauen und haben noch viel vor. Und diese Geschichte sollten wir erzählen.

Bild von © Owen Fiene

https://www.whenthebleedingstops.com/

Trailer:

Action for Happiness

Frau im Wechsel sprach mit Britta Scholten, Coach, Wechseljahresberaterin und ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Organisation Action for Happiness.


„Action for Happiness“ – das klingt interessant. Was genau ist das?

„Action for Happiness“ ist eine soziale Bewegung von Menschen, die sich für eine glücklichere Welt einsetzen. Sie ist in 190 Ländern vertreten und seit fünf Jahren auch im deutschsprachigen Raum tätig. Menschen, die für Action for Happiness tätig sind, geben ein einfaches Versprechen: Sie versuchen, mehr Glück in der Welt um sie herum zu erschaffen.

Und wie machen sie das?

Ein sehr beliebtes Angebot ist der Glückskalender. Jeder Monat steht unter einem glücksbringenden Motto, z.B. Freundlichkeit oder Aufmerksamkeit. Die jeweiligen Monatskalender enthalten Tipps für jeden Tag, um dieses Motto stärker in den Alltag einzubringen. In der online-Community gibt es viele Gruppen, z.B. die „Drei gute Dinge“-Gruppe, die dazu einlädt, jeden Tag drei gute Dinge zu notieren. Dazu gibt es die online-Kurse „Happiness Habits“ und „Erkunde, was zählt“, lokale Gruppen und Aktionen wie z.B. die regelmäßigen Happy Cafés oder Events zum Weltglückstag – der ist übrigens jedes Jahr am 20. März. Alles basiert übrigens auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Du bist neben Deiner Tätigkeit als Coach und Wechseljahresberaterin auch für Action for Happiness tätig. Was machst Du da?

Mein erster Kontakt mit Action for Happiness war der monatliche Newsletter. Dann habe ich in der Corona-Zeit an dem allerersten online-Kurs teilgenommen und war so begeistert, dass ich danach gleich selbst einen Kurs geleitet habe. Mit einem Co-Trainer aus München, den ich erst eineinhalb Jahre später endlich mal persönlich kennengelernt habe.

Mich hat die Offenheit und auch die Verletzlichkeit der Menschen in diesen Kursen sehr beeindruckt und mich auch selbst sehr zum Nachdenken gebracht. Gerne würde ich auch wieder regelmäßig aktiver sein, aber das lässt meine Zeit gerade nicht zu. Daher konzentriere ich mich auf Einzelaktionen – mit meiner online-Webinar-Reihe „In 12 Schritten durchs Jahr“ habe ich Spenden gesammelt und ich werde auch 2024 gerne wieder die Aktionen rund um den Weltglückstag unterstützen.

Glücklich möchten alle Menschen sein. Gibt es auch Erkenntnisse von „Action for Happiness“, die speziell Frauen in den Wechseljahren helfen können?

Frauen in den Wechseljahren haben zum Teil mit Gefühlsschwankungen zu tun, von depressiven Verstimmung, über Ängstlichkeit bis hin zu Tränen- oder Wutausbrüchen. Diese Gefühlsschwankungen sind bedingt durch die hormonellen Schwankungen. Dagegen kann auch die beste psychologische Methode nichts machen. Aber die Gefühlsschwankungen werden durch Stress oder allgemeine Unzufriedenheit noch verstärkt. Und da können die zehn Schlüssel zum glücklicheren Leben sehr wohl unterstützen.

Was sind diese zehn Schlüssel?

Die zehn Punkte stammen aus dem Buch „10 Keys to Happier Living“ von Vanessa King, die dem englischen Führungsteam von Action for Happiness angehört. Die Punkte sind: etwas für andere tun, sich mit anderen verbinden, für den eigenen Körper gut sorgen, bewusst leben, immer wieder etwas Neues lernen, sich Ziele setzen, auf die man sich freut, innere Stärke zu entwickeln, herauszufinden, was einem gut tut, sich wohl mit einem selbst zu fühlen und Teil von etwas Größerem zu sein. Im Englischen lassen sich die zehn Schlüssel gut abkürzen: GREAT DREAM.

Jeder dieser Schlüssel kann dabei helfen, den Fokus auf positive Aspekte des Lebens zu lenken und den Umgang mit Veränderungen zu erleichtern. Gerade Frauen, die mit den körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren nicht gut zurechtkommen, können durch passende Methoden wieder – oder vielleicht sogar erstmals – lernen, sich mit sich selbst wohl zu fühlen. Auch gut für den eigenen Körper zu sorgen, ist natürlich immer eine gute Idee. Aber gerade Frauen in den Wechseljahren können durch bewusste Ernährung, gute Entspannung und regelmäßige Bewegung ihre Symptome positiv beeinflussen und so auch für ihr Glücksempfinden sorgen.

Kann ich diese zehn Schlüssel alleine erlernen oder brauche ich dazu eine Therapeutin oder einen Kurs?

Die zehn Schlüssel können jederzeit eigenständig umgesetzt werden. Ein paar Vorschläge, wie man das für sich selbst, in seiner Umgebung oder auf der Arbeit machen kann, kann man auf der Webseite von Action for Happiness finden. Aber natürlich ist der Austausch mit anderen wirksamer, um das eigene Verhalten nachhaltig zu verändern. Daher würde ich immer empfehlen, zumindest in die Community zu schauen oder Einzelveranstaltungen zu nutzen. Für Frauen, die sehr große Schwierigkeiten damit haben, ein neues Selbstkonzept für die Zeit nach der fruchtbaren Phase zu entwickeln, bietet sich eine Einzelberatung an. Hier kann man stärker auf die individuellen Schwerpunkte eingehen als im Kurs. So kann für die eine Frau im Fokus stehen, erst einmal herauszufinden, was ihr gut tut. Bei einer anderen geht es vielleicht eher darum, eine Resilienz gegenüber den Wirren der Wechseljahren zu entwickeln.

Es gibt ja auch den Begriff der toxischen Positivität. Ist der Fokus auf das Glücklichsein wirklich das Wichtigste im Leben? Gerade auch in der heutigen Zeit?

Das ist eine häufige Frage. Wir haben 2022 auch sehr intensiv diskutiert, ob wir unsere Aktionen zum Weltglückstag durchführen sollten, so kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Und die Weltlage ist ja nicht besser geworden. Doch es gibt eine Leitlinie, die wir akle aus den Sicherheitshinweisen im Flugzeug kennen: Wir müssen erst die eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor wir anderen helfen. Genaus sieht das beim Glück aus. Wenn ich so tief in die Traurigkeit, das Entsetzen oder das Unglück eintauche, habe ich häufig keine Energie mehr, mich um andere oder anderes zu kümmern. Natürlich kann auch der Frust über schlechte Entwicklungen Energien freisetzen. Aber wenn ich selbst nicht mehr aus dem tiefen Loch komme, funktioniert das nicht mehr.

Zum Thema „toxische Positivität“: Die zehn Schlüssel für ein glücklicheres Leben bedeuten nicht, dass wir nur noch glücklich grinsend durch die Welt schweben. Es wird immer ein Auf und Ab geben. Nur können wir die Abschwünge abfedern und kürzer halten. So kann sich eine Frau, die auf einmal schwer unter Hitzewallungen leidet, zu Hause verstecken und auf dem Sofa liegend vor sich hin leiden. Das mag auch mal der richtige Weg sein. Aber wahrscheinlich fühlt sie sich besser, wenn sie an den Schlüsse „Verbinde dich mit anderen“ denkt und sich mit anderen Frauen spricht. Allein durch das „Ich bin nicht allein“ fühlen sich viele schon besser. Und vielleicht hat die eine Frau aus dem Netzwerk auch einen entscheidenden Tipp.

Was möchtest Du zusammenfassend noch sagen?

Ich zitiere den Dalai Lama, der als Schirmherr von Action for Happiness dient. In einem Video-Meeting anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Action for Happiness sagte er „You do good things!“. Ich habe durch die Beschäftigung mit den Thesen der positiven Psychologie viel gelernt, was zum eigenen Glücksempfinden beitragen kann. Aber die Kernbotschaft bleibt für mich: Wenn ich mich glücklich(er) fühlen möchte, kann ich das sehr schnell dadurch erreichen, dass ich andere Menschen glücklicher mache und etwas Gutes in die Welt schicke. Sei es ein Gedanke, ein Lächeln oder eine größere Aktivität. Und für Frauen in den Wechseljahren gilt das umso mehr. Lasst uns nicht still und einsam leiden, sondern eine Verbindung aufbauen. Und so uns alle glücklicher machen.

Kinder aus dem Haus – und jetzt?

Dorothea Heintze ist Journalistin und schreibt für das Monatsmagazin chrismon. Dort betreut sie auch die Life-Webinar-Reihe. Wir sprachen mit ihr über das Webinar „KINDER AUS DEM HAUS – UND JETZT?“, das im Oktober stattfand.

Dorothea, wie bist Du auf dieses Thema gekommen?

Ich habe bei befreundeten Familien gesehen, dass die sehr darunter litten, als ihre Kinder auszogen. Und ich hatte das Buch „Mutterblues“ von Silke Burmester gelesen. Silke ist Gründerin von PalaisFluxx, wir kennen uns schon viele Jahre. Auch Silke ging es richtig schlecht, als ihr Sohn auszog. Das hatte mich erstaunt und neugierig gemacht: mitten im Leben stehende und berufstätige Eltern, die sehr unter dem „empty nest“ leiden.

Du bist auch Mutter. Wie hast Du reagiert, als Deine Söhne auszogen?

Ich hatte einen festen Vorsatz: Ich mache das nicht so wie meine Mutter. Ich bin erst mit 24 Jahren ausgezogen. Ich hatte nichts davon erzählt, die Wohnung gemietet und alles vorbereitet. Dann habe ich beim Mittagessen erzählt: Ich ziehe in zwei Wochen aus. Meine Mutter stand auf, ging zur großen Blumenbank, zupfe an den Pflanzen herum und sagte: „Jetzt ist mein Leben zu Ende.“ Das war entsetzlich für mich und das wollte ich meinen Kindern und auch mir selbst nicht antun.

Und das hat dann auch geklappt? Hast Du einfach gewunken und Tschüss gesagt?

Nein, natürlich nicht. Ich war traurig und habe dann auch mal geheult. Aber: Was ist denn die Alternative? Wollen wir, dass unsere Kinder auf Dauer zu Hause bleiben? Mir war es immer wichtig, dass meine Kinder zu selbständigen Personen heranwachsen. Dann gehört auch das Ausziehen eines Tages dazu. Und ich war traurig, nicht verzweifelt, ich habe nicht gehadert damit.

In Eurem Webinar habt Ihr auch darüber gesprochen, was dabei hilft, sich an das „empty nest“ zu gewöhnen. Wie war das bei Dir?

Ich erwarte von mir, dass ich den Dingen, die da sind, erwachsen gegenüberstehe. Das klingt jetzt ziemlich arrogant, aber ich habe nun maldiesen Anspruch an mich. Ich kann ja auch nicht jeden Morgen aufstehen und verzweifelt sein, weil ich ein neues graues Haar entdeckt habe. Der Auszug der Kinder gehört zum Leben dazu.

Für mich und meinen Mann war es eine Zeit, in der wir uns noch intensiver miteinander beschäftigt haben. Wir hatten schon immer eine Beziehung, die viel Energie frisst. Auch mit vielen Auseinandersetzungen. Die Tatsache, dass wir zu Hause nur noch zu zweit waren, hat das noch auf eine andere Ebene gebracht. Und auch die Sexualität hat sich neu gefunden.

Was empfiehlst Du Frauen, die schwerer loslassen können?

Holt Euch Hilfe. Gönnt Euch drei, vier Coachingstunden, damit gewinnt Ihr Klarheit für Euch selbst und könnt schneller einen guten Weg finden. Übrigens ist es auch bei anderen Themen sinnvoll, sich Hilfe zu holen – z.B. beim Schwitzen in den Wechseljahren. Ich suche gerne nach möglichst pragmatisch Wegen und sehe mir gerne ältere Frauen an, wie die solche Situationen bewältigt haben.

Gibt es Tipps, wie man mit den Kindern umgeht? Auch für die ist das ja ein Einschnitt im Leben.

Es ist wichtig, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. Nach dem Auszug, aber auch schon vorher. Wir haben unseren Jungs schon früh gesagt: „Wir wollen, dass Ihr auszieht. Ihr müsst auf eigenen Beinen stehen, wenn ihr länger hier bleibt, zahlt ihr Miete.“ Das klingt hart, aber war hilfreich. Unsere Kinder haben uns im Nachhinein gesagt, dass ihnen unsere Klarheit geholfen hat.

Bei Euch ist der Auszug der Kinder nun schon eine Weile her. Wie ist es jetzt?

Ich war wahnsinnig gerne Mutter. Bin es natürlich immer noch, aber anders. Die Zeit, in der ich aktive Mutter war, erscheint mir im Rückblick brutal kurz, so als wäre es nur eine Episode in meinem Leben – dabei schien es mir damals so, als wenn das für immer das wichtigste und einzige im Leben sei: Familie, Kinder, Elternschaft. Tatsächlich aber waren es „nur“ 23 Jahre, viel länger war ich Single, viel länger werde ich, wenn ich gesund bleibe, noch ohne Kinder alt werden. Und das macht mich, und das ist eben auch irrational, doch traurig. Mir ist es auch wichtig, dass ich das zulassen kann. Gefühle sind nun mal nicht logisch. Dann bin ich mal 5 Minuten traurig. Das kann ich auch den Kindern sagen. Aber ich darf ihnen damit keine Last auflegen.

Was meinst Du damit?

Es gibt Eltern, die ihre Kinder instrumentalisieren. Die die Kinder brauchen, um ihr Leben lebenswert zu finden. Das ist eine Last für Kinder und eine Umkehrung der Verantwortung. Noch schlimmer ist es, wenn die Kinder unterschwellig vermittelt bekommen, dass die Eltern nur wegen der Kinder zusammenbleiben. Einem Kind den Glaubenssatz „Wenn ich ausziehe, dann zerbricht die Ehe meiner Eltern“ zu vermitteln, ist unverantwortlich.

Ist der Mamablues eigentlich ein reines Frauenthema?

Ganz und gar nicht. Rein statistisch leiden Männer mehr darunter. Weil sie nicht damit umgehen können, dass sie auf einmal alleine sind. Es gibt dieses Bild der coolen Männer in diesem Alter, die machen einen Bootsführerschein, nehmen 10 Kilo ab, … Dahinter versteckt sich häufig ein Problem mit dem Rollenwechsel. Und Männern tun sich immer noch schwerer als Frauen damit, über ihre Gefühle zu sprechen. Dabei ist es völlig angemessen, traurig zu sein, wenn sich die Kinder auf den Weg in die Welt gemacht haben.

Wir danken für das Gespräch.

Mehr zu den Webinaren auf chrismon, die alle vier bis acht Wochen stattfinden findet Ihr hier. Gerade das November-Thema passt auch gut in die Welt der Frauen in den Wechseljahren – auch wenn der Altershorizont noch nicht ganz erreicht ist: Im November ging es um das Thema „Lust und Erotik im Alter“. Gäste waren Dr. Elke Franzki, Sexualtherapeutin und der TV-Moderator Yared Dibaba, der die Sendung „Ohjaa – Sex lieben“ moderiert. Die Webinare werden alle aufgezeichnet und sind unter dem obigen Link zu finden.

Wir sind 9 millionen

#wirsind9millionen – Dieser Hashtag fing klein an und hat sich zu einer großen Bewegung entwickelt. Die Vielfalt der Frauen, die sich hinter diesem Hashtag versammeln, ist erstaunlich: Frauenärztinnen, Ernährungsberaterinnen, Wechseljahresberaterinnen, Aktivistinnen, Journalistinnen, Fitnesscoaches, … – alle eint ein Anliegen: Wir wollen die Wechseljahre aus der Tabuzone bringen und dafür sorgen, dass jede Frau Zugang zu guter Beratung und guter Behandlung bekommt.

Der parlamentarische Abende am 18.10.2023

Dazu gab es bereits im März eine Veranstaltung auf Einladung der Abgeordneten Dorothee Bär und Julia Klöckner. Diesmal lud Diana Stöcker zu einem parlamentarischen Abend ein. Auf dem Podium saßen Gynäkologin und Autorin Dr. Sheila de Liz , Schriftstellerin Ildikó von Kürthy, Gynäkologin Dr. Katrin Schaudig (Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft) und MdB Georg Kippels (Obmann im Gesundheitsausschuss, CDU). Dorothee Bär sprach ein Grußwort, Miram Stein, Autorin von “Die gereizte Frau” moderierte.

Mehr über die Aktion, alle Unterstützerinnen und unsere Forderungen findet Ihr auf der Webseite https://wirsindneunmillionen.de/.

Friedrich Merz als Wechseljahrsexperte

Das Fazit des Abends: Es ist viel zu tun. Die Politik bewegt sich nur langsam, auch wenn Friedrich Merz und Alexander Dobrindt sicher gerade mit 13 Fragen zu den Wechseljahren an die Bundesregierung wandten.

Moment, Friedrich Merz und Alexander Dobrindt sind Teil der Bewegung #wirsind9millionen? Warum nicht, schließlich wurde auch am parlamentarischen Abend mehrfach gesagt: ohne die Männer werden wir nichts bewegen können (deshalb feierte man MdB Georg Kippels als Mann auf dem Podium sehr). Tja, aber die Erklärung ist einfacher: Es handelte sich um eine kleine Anfrage. Und die wird nun mal von den Parteivorsitzenden unterschrieben.

Vielleicht hat die Regierung die Anfrage daher doch nicht ernst genommen. Denn die Antworten sind banal, ernüchternd und teilweise sogar falsch (z.B. Die Betroffenen haben aber im Gesundheitssystem umfangreiche Ansprüche auf Leistungen, die auch geeignet sein können, Symptome der Menopause zu bewältigen). Anfrage und Antworten können hier heruntergeladen werden.

Einige Stimmen vom Abend

Dorothee Bär: „Ein Journalist fragte mich, warum ich mich mit dem Thema beschäftigte, es sei doch nicht relevant für meinen Wahlkreis. Meine Antwort: Auch in meinem Wahlkreis leben Frauen. Und auch in meinem Wahlkreis stellen sie 50% der Bevölkerung. Damit sind die Wechseljahre für mich relevant.“

Miriam Stein: „Prävention kommt in der Gesundheitsstrategie der Bundesregierung nur im Kontext mit Männern vor. Frauengesundheit ist kein Thema.“

Ildikó von Kürthy: „Es ist schrecklich. Ich hatte das Glück, dass ich mich gleich in kompetente Hände begeben habe. Andere Frauen können sich das nicht leisten.“

Dr. Katrin Schaudig: „Das Leben der Frauen hat drei Räume. Bis zur Pubertät ist es ein relativ kleiner, dann kommt ein großer und dann das, was momentan häufig eher die versteckte Rumpelkammer ist. Wir müssen lernen, diesen dritten Raum zu gestalten.“

Britta Scholen, Frau im Wechsel, hat ihre Eindrücke in einem Text zusammengefasst, der auf Palais Fluxx erschienen ist.

Und wie war, zeigt ein kurzes Video.

Fasten macht Hormone glücklich

Carina Teutenberg ist ärztlich geprüften Fastenleiterin und Gründerin von Sunnyside Fasten & Retreats. Britta Scholten sprach mit ihr über die Fastenreise „Happy Hormone“.
Du veranstaltest Fastenreisen, u.a. eine ganz besondere: „Happy Hormone“. Was genau ist das?

Fastenreisen sind eine besondere Art, sich dem Thema Fasten zu nähern. Wenn man sich so eine Auszeit vom Alltag gönnt, fällt es leichter, sich von Gewohnheiten zu trennen, eine neu Perspektive auf sich und sein Leben einzunehmen und zu entspannen. Außerdem ist es schön, die vielfältigen Erfahrungen einer solchen Fastenreise mit der Gruppe zu teilen.

Wir fasten gemeinsam eine Woche nach Dr. Buchinger. Es gibt Yoga, Wanderungen, Wellness und Meditationen. Und dann je nach Themenwoche – wie z.B. Happy Hormone – ein inspirierendes Programm mit Vorträgen und Workshops.

Wie hilft Fasten Frauen in den Wechseljahren besser mit den Symptomen umzugehen?

Fasten hat viele positive allgemeine Auswirkungen, auch einige, von denen besonders Frauen in den Wechseljahren profitieren können. Durch den Verzicht auf feste Nahrung können Bauchfett und Gewicht sowie das schädliche LDL-Cholesterin reduziert werden. Zudem wirkt das Fasten regulierend auf den Hormonhaushalt. Auch kann Fasten depressiven Verstimmung positiv entgegen wirken.

Besonders bei Hitzewallungen sehen wir gute Wirkungen. Und vor allem: Die Leber, die gerade in Zeiten des Hormonwechsels stark beansprucht ist, wird in ihrer Entgiftungsarbeit unterstützt, unnötige Östrogene werden schneller abgebaut. Außerdem kann durch Fasten das entzündliche Millieu im Körper gesenkt werden.

Und ganz wichtig: Das Fasten unter Begleitung mit einem ganzheitlichen Programm wie hier bei mir auf der Sunnyside sorgt für eine Reduktion der Stress-Hormone. Auch das kann eine positive Wirkung auf die Balance des Hormonhaushaltes haben.

Wie bist Du zum Thema Fasten und Deinem Angebot der Fastenreisen gekommen?

Ich faste schon seit vielen Jahren. Für mich ist das eine fantastische Möglichkeit, abzuschalten und Kraft zu sammeln. Ich habe lange als Reporterin, Redaktionsleiterin und Chefredakteurin gearbeitet, eine Produktionsfirma aufgebaut und große Teams geleitet. Das war natürlich nicht immer einfach und häufig mit Stress verbunden. Meine jährliche Fastenreise hat mich dort immer wieder gut rausziehen können – und war Business-Coach, Burn-Out Prävention und Fitness-Training zugleich. Tja, und bei einer dieser Fastenreisen fiel dann die Entscheidung: Ich möchte nicht mehr so weitermachen wie bisher. Daraus entstand dann Sunnyside Fastenreisen.

Wie läuft die Fastenreise Happy Hormone genau ab?

Grundlage aller Sunnyside Fasten-Retreats ist das Fasten selbst. Mit frischen Säften und einer köstlich-basischen Suppe am Abend. Morgens starten wir mit Fasten unterstützenden Ritualen und einer kleinen Sport-Einheit in den Tag. Sauna und Massagen runden das Angebot ab. Und dann gibt es zu den jeweilegen Themenwochen ein spezielles Angebot.

In verschiedenen Vorträge informiere ich in der Happy Hormone Woche über die entlastende Wirkung des Fastens, den Hormonhaushalt und die vielen Mythen rund um die Wechseljahre. Dazu lade ich auch immer Expert:innen ein – so sind wir ja auch zusammengekommen. Auch die beiden großen Themen Bewegung und Ernährung finden ihren Platz: auf dem Programm steht ein Hormon-Yoga-Workshop, wir gehen wandern und wir lernen, wie Ernährung die Hormone regulieren kann.

Kann ich auch alleine fasten oder brauche ich dazu eine Begleitung?

Natürlich kann auch alleine gefastet werden. Aber ich empfehle vor allem den Fasten-Neulingen die erste Fastenerfahrung unter kundiger Begleitung zu machen. Fasten ist eine tiefgreifende Erfahrung auf körperlicher und auch mentaler Ebene. Ängste und Unsicherheiten können zu Stress führen und gerade rund um das Thema „Hormone“ und „Wechseljahre“ kann das die Erfahrung trüben.

Außerdem ist so eine Erfahrung in einer inspirierenden Gruppe raus aus dem Alltag ganz besonders schön!

Was sagen Deine Klientinnen?

Ich habe super viele Wiederkehrer*innen. Die Sunnyside Retreats gibt es jetzt seit 3 Jahren und viele Gäst*innen sind bereits das 4. oder sogar 5. Mal zum Fasten bei mir. Das ist nicht selbstverständlich und empfinde ich als wunderschönes Kompliment.

Du bist eine überzeugte Anwenderin. Wie würdest Du die Vorteile zum Schluss kurz zusammenfassen?

Neben den körperlichen Vorteilen, die Fasten mit sich bringt, darf man auch die seelischen Auswirkungen nicht unterschätzen. Und da passt Fasten gut zu den Wechseljahren. Wechseljahre sind eine Zeit, in der vieles hinterfragt wird. Fasten ist dabei eine gute Möglichkeit, sich in Ruhe und unbelastet mit der eigenen Identität auseinandersetzen. Die Frauen kommen ins Gleichgewicht, können Altes loslassen und sich auf Neues einlassen.

Memamo – Selbstliebe entdecken

Céline Manon bestärkt Frauen in ihrer Selbstliebe. Frau-im-Wechsel-Beraterin Andrea Panz hat sie dazu interviewt. Mehr über Céline und ihre Methode gibt es auf ihrer Webseite zu erfahren. Auch Termine findet Ihr dort!
Celine, wer bist du, was machst du?

Hallo! Mein Name ist Céline Manon und ich verstehe mich als Holistic Sexcoach. Ich bin Bodysex-Coach (zertifiziert nach Betty Dodson ®) sowie Co-Creator der Urban Tantra® Gemeinschaft (zertifiziert nach Barbara Carrellas ).

Bodysex® ist eine von Betty Dodson entwickelte Methode, die Frauen dabei unterstützt, sich mit ihrem Körper und ihrem Orgasmus zu verbinden, um Scham zu heilen, das sexuelle Vergnügen zu steigern und die Selbstliebe zu fördern.

Was ist memamo coaching?

“Memamo” stammt aus der Kunstsprache Esperanto und bedeutet Selbstliebe.

Dieses Gemeinschaftsprojekt von Beatrice und mir wurde im Herbst 2020 gegründet und hat zum Ziel, Frauen in ihrer Selbstliebe zu bestärken und in ihrer Sexualität weiterzubilden.

Es geht mir darum, die weibliche Lust und bedingungslose Selbstliebe in den Mittelpunkt zu stellen. Ich unterstütze die Frauen dabei, ihre sexuelle Kraft zu verkörpern und begleite sie auf ihrem Weg zu einem orgasmischen und erfüllten Leben. Ich schaffe einen geschützten Lernraum, in dem Frau mit Wertschätzung, Verständnis und Mitgefühl empfangen wird.

Und wenn ich noch meine Mentorin Betty Dodson frei übersetzt zitieren darf: „Je mehr wir uns berühren desto mehr fühlen wir.“

Wie kann man sich so ein Coaching bei euch vorstellen?

Wir bieten mehrtägige Bodysex Workshops und Women`s Pleasure Retreats an, aber auch 1:1 Coaching, online oder persönlich. Gern auch mehrsprachig. Unsere aktuellen Angebote mit genauer Beschreibung findet man auf unserer Seite www.memamo-coaching.com. Übrigens bieten wir vom 24.-26. August 2023 wieder einen Women`s Pleasure Retreat an.

Was für Frauen kommen zu dir und mit welchen Altersgruppen hast du zu tun?

Ganz klar: Frauen auf der Reise zu sich selbst. Oftmals mit der Einstellung „Jetzt bin ich dran“. Ich habe mal ausgerechnet, das Durchschnittsalter der Frauen die meine/unsere Hilfe in Anspruch nehmen liegt bei 46 Jahren. Das hängt bestimmt damit zusammen, dass in dem Alter die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind und die Frauen dann wieder mehr an sich selbst denken können. Aber wir haben auch andere Altersgruppen dabei. Die älteste Teilnehmerin war über 70 und die jüngste Anfang 20.

Wenn du Frauen in den Wechseljahren im Coaching hast, welche Anliegen haben sie? Gibt es eine Besonderheit in dieser Altersgruppe ein?

Körperscham verstärkt sich in dem Alter. Das ist ein großes Thema. Und es gibt viele Fragen zu den körperlichen Veränderungen. Aber auch zu den mentalen. Wenn zum Beispiel die Libido neu erwacht ist, trockene Schleimhäute aber einschränken. Oder wenn Frau nicht weiß, wohin mit der Lust, sie sich vielleicht sogar sexuell neu orientieren möchte.

Was rätst du jeder Frau?

Eine Selbstliebepraxis zu etablieren. Dieses „was brauche ich gerade“ kann erlernt werden. Es benötigt manchmal Unterstützung in Form unseres 1:1Coachings. In jedem Fall aber muss es trainiert werde. Oft!

Diese Routinen können später als Hilfe für bewegtere Zeiten dienen. Zum Beispiel um mit körperlichen und mentalen Dauerbelastungen besser umgehen zu können. Wenn ich nie gelernt und eingeübt habe, mich und meinen Körper wichtig zu nehmen und mir und ihm Zeit zu schenken, werde ich das in Krisenzeiten erst recht nicht machen. Dabei könnte das Druck loslassen durch Orgasmen so wohltuend sein.

Ich rate und wünsche jeder Frau Pleasure, also Lebenslust, Vergnügen und Lebensfreude. Wusstet du, dass sexuelle Energie und regelmäßige Orgasmen zu einer besseren Wahrnehmung von Genuss und genussvollen Momenten führen kann? Man könnte sagen, nur Wohlgefühl lässt Wohlgefühl komplett zu. Lass uns unseren Körper als Lustinstrument sehen. Er ist dazu gemacht Lust zu empfinden.

Mir fällt dazu auch die bekannten Frauenärztin Dr. Heide Fischer ein, die dafür plädiert, den Schoßraum lebendig zu halten und so einige Wechseljahrsbeschwerden zu verbessern. Zum Beispiel die vaginale Trockenheit, die sich mit regelmäßiger Zuwendung und guten Pflegeprodukten besser händeln lässt.

Ein ganz intimes Spa

Wir sprachen mit Magret Nisch, Gründerin von Delta Spa, über Wirkung und Anwendung der Yoni-Steamings.
Vagina steaming, Yoni steaming – das klingt sehr trendig. Erklär uns doch bitte, was es damit auf sich hat.

Ja, man könnte tatsächlich vermuten, das hier jemand eine ganz schicke neue Sache erfunden hat. Dabei versteckt sich hinter diesen Begriffen eine ganz alte, auf allen Kontinenten und in allen Kulturkreisen bekannte Methode: das Sitzdampfbad. Mit jeweils passenden Heilkräutern wird es schon seit langem bei allen Beschwerden, die mit dem Unterleib zu tun haben, eingesetzt. Z.B. bei Krämpfen, Schmerzen oder bei PMS-Beschwerden. Aber genauso zur Unterstützung von Fruchtbarkeit sowie in der Geburtsvor- und nachbereitung, wo es schon lange zur natürlichen Lockerung des Gewebes und zur Heilung von Verletzungen eingesetzt wird.

Dampfbäder kenne ich bei Erkältungen. Funktioniert ein Sitzdampfbad ähnlich?

Ja, ganz richtig. Du gibst Deine bevorzugten Kräuter in eine Schüssel und übergießt sie mit kochendem Wasser. Dann lässt du sie circa 10-15 Minuten zugedeckt ziehen. Normalerweise hat das Wasser bzw. der Dampf dann eine angenehme Temperatur und du kannst das Sitzdampfbad beginnen. Dazu hockst Du dich über die Schüssel. Ich biete dafür einen Hocker und eine Schüssel an, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Genausogut kann man aber auch die eigene Toilette als „Hocker“ verwenden: Einfach die Klobrille hochklappen, eventuell eingehängte Reinigungsprodukte entfernen, die Schüssel in der Toilette platzieren und die Klobrille wieder runterklappen. Unsere Schüssel passt dabei für die allermeisten Toilettenmodelle. Dann wickelt man am besten ein Handtuch oder eine Decke um seinen nackten Unterkörper und den Hocker. Damit fühlt man sich besser, aber kann auch den Dampf besser kanalisieren und verhindern, dass er ungenutzt entweicht. Den Dampf kann man dann so lange genießen, wie er eine angenehme Temperatur hat, das sind in der Regel ca. 20-30 Minuten.(Eine genaue Anleitung findet sich natürlich auf unserer Webseite unter https://www.deltaspa.de/anleitung-yoni-steaming ?)

Welche Wirkungen hat ein Sitzdampfbad?

Das Dampfbad hat zwei Hauptwirkungen: zum einen führt es zu einer besseren Durchblutung des Bereichs und aller sich dort befindenden Organe und Schleimhäute, wodurch diese in ihren vielfältigen natürlichen Funktionen unterstützt werden. Dazu gehört auch die Befeuchtung der Vulva und der Vagina, welche der Wasserdampf zusätzlich unterstützt. Das Ritual des Dampfbades kann so zu mehr Freude am Thema Weiblichkeit und auch an der eigenen Sexualität führen, genau wie es bei Wund- und Hautheilungsprozessen unterstützen kann.

Zum anderen führt es zu Entspannung. Yoni Steaming kann daher auch gut bei Einschlafstörungen helfen. Denn wie nach einem Sauabesuch wird man durch das Lösen von Spannungen oft auch angenehm müde.

Und wir sollten uns dabei klar machen: Die allermeisten von uns haben Spannungen in unserem Unterleib, denn für die meisten von uns gehört Stress in unserem Leben zum Alltag. Leider ist er für unser Gehirn ein Signal für Gefahr. Daraufhin gibt es eine vegetative Reaktion: Bestimmte Körperfunktionen werden herunter- bzw. heraufgefahren. Unter anderem spannen wir unter Stress die Sexualorgane an, um sie zu schützen. Wärme ist nun wiederum das Signal ans Gehirn: Alles ist wieder in Ordnung, du bist wieder in Sicherheit. Diese Regeneration nach Stress ist wahnsinnig wichtig und trotzdem erlauben wir sie uns nicht immer. Dann kann sich Stress chronifizieren, mit den bekannten Symptomen. Faszinierend ist, dass wir mit Yoni Steaming gezielt Entspannung in einen Bereich bringen können, den wir kategorisch ausblenden. Wenn wir uns aber mit genau diesem Bereich wieder bewusst verbinden, ihn entspannen und dadurch in seinen natürlichen Funktionen unterstützen, haben wir plötzlich aus unserem Körperzentrum heraus wieder ganz ungeahnte Kräfte zur Verfügung und blicken viel gelassener auf uns und unser Leben, als wenn wir das Gleiche nur „über den Kopf“ versuchen.

Zuletzt möchte ich erwähnen, und da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen, dass ein Dampfbad auf Grund der genannten Effekte auch bei in diesem Bereich gespeicherten Traumata die Heilung wirksam unterstützen kann.

Eine Entspannung könnte ich aber doch auch dadurch erreichen, indem ich mich z.B mit der Wärmflasche aufs Sofa lege.

Das stimmt, auch das kann wunderbar entspannend wirken. In diesem Fall würde ich aber die Wärmflasche tatsächlich auch zwischen die Beine legen und damit bewusst die Muskulatur der Vulvalippen und Vagina entspannen. DerEffekt dieser Entspannung kann sehr überraschend sein. Die Frage ist immer: was ist praktikabel und wonach ist mir im Moment? Ich kann mich mit der Wärmflasche aufs Sofa legen, ich kann in die Sauna gehen oder mich eben mit dem Yoni Steaming verwöhnen. Und zusätzlich noch von den weiteren Wirkungen profitieren.

Welche speziellen Wirkungen sind denn insbesondere für Frauen in den Wechseljahren interessant?

Zum einen bietet das Yoni Steaming eine wohltuende Versorgung mit Feuchtigkeit. In den Wechseljahren ist aber auch häufig Gereiztheit – sowohl körperlich als auch seelisch – ein Thema. Ein Dampfsitzbad kann da sehr entspannend wirken – auf der körperlichen Ebene und auf der seelischen. Das Ritual hilft uns auch, uns positiv mit unserem eigenen Körperbild auseinanderzusetzen, z.B. wenn ich denke, dass ich jetzt alt bin und damit negative Assoziationen verbinde. Denn Yoni Steaming hilft erstaunlich gut dabei, Grenzen zu setzen. Eigenen negativen Glaubenssätzen gegenüber, genauso wie gegenüber den Meinungen und Wünschen von Anderen. Es sorgt dafür, dass das Leben grundsätzlich ein wenig weniger dramatisch erscheint Und ich einfach Lust kriege, entspannt und fröhlich mein eigenes Ding zu machen.

Wie häufig sollte ich ein Yoni Steaming machen?

Ganz einfach: So häufig oder selten, wie man will und wie es einem gut tut. Ob einmal im Monat, einmal in der Woche oder sogar für einen bestimten Zeitraum einmal täglich. Das Tolle ist: man kann dabei nichts falsch machen. Es geht hier viel um Erfahrung, es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die bestimmte Häufigkeiten nahelegen würden.

Wie stellst du die Kräutermischungen zusammen?

Auch bei den Kräutern, die wir anbieten, beziehen wir uns auf das Erfahrungswissen, das Heilkundige – in diesem Fall in der Anwendung der Kräuter – über Jahrhunderte hinweg gesammelt haben.

Ich bin Kulturwissenschaftlerin. Das klingt jetzt vielleicht erst einmal nicht besonders kräuterverbunden. Aber ich habe mich eigentlich durchgängig mit feministischen Themen befasst und da spielt das Kräuterwissen der Frauen immer wieder eine große Rolle, sodass ich mit der Zeit meinen eigenen diesbezüglichen Wissenschatz immer mehr vergrößern konnte. Dazu kommt noch, dass meine Mutter Ärztin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde ist. Ich habe also von klein auf durch sie viel über die Heilwirkungen von Kräutern gelernt. De Kräutermischungen von delta spa habe ich dann alle auch im engen Austausch mit ihr, sowie mit weiteren Hebammen und Frauenärztinnen entwickelt .Alle Kräuter ssind owohl für den jeweiligen Zweck geeignet, als auch grundsätzlich auf die empfindlichen Schleimhäute unseres Unterleibs abgestimmt.

Außerdem biete ich seit kurzem auch die Erstellung von personalisierten Mischungen an, z.B. abgestimmt auf spezifische Erkrankungen wie Craurosis oder Endometriose, aber auch für jede andere persönliche Lebenslage.

Sind es wirklich die Kräuter – oder der Dampf? Oder wirkt das Yoni Steaming nicht auch schon deshalb, weil wir uns bewusst Zeit für uns nehmen?

Natürlich sollte keinesfalls der Effekt unterschätzt werden, der allein dadurch erzielt wird, dass ich mir Zeit für mich selber erlaube. Aber im Vergleich zu der Viertelstunde auf dem Sofa oder in der Meditation wirken beim Yoni Steaming der Dampf und die Kräuter nochmals ganz spezifisch. Im Wasser werden die Pflanzenwirkstoffe gelöst, der Dampf transportiert diese und öffnet außerdem die Hautporen. Dadurch können die gelösten Wirkstoffe an Ort und Stelle noch intensiver wirken. Und natürlich haben die Kräuter unterschiedliche Wirkungen, viele davon sind erfreulicherweise inzwischen auch wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen. Übrigens kann das Sitzdampfbad auch nicht nur von Frauen eingesetzt werden, auch Männer können davon profitieren, z.B. bei Analfissuren oder ebenfalls zum Stressabbau.

Bei alternativen Behandlungsmethoden wie dem Yoni Steaming stellt sich mir immer gleich die Frage: Wie schaut es mit der Umweltfreundlichkeit bzw. der Nachhaltigkeit aus? Woher beziehst du deine Kräuter?

Weil sie hier wachsen, kommen die meisten der von mir verwendeten Kräuter aus Europa, zum Beispiel aus Griechenland und Kroatien: Sie stammen aus kontrolliert biologischem Anbau oder aus kontrollierten Wildsammlungen, die häufig von Frauen-Netzwerken durchgeführt werden. Meine Hocker werden unter fairen Arbeitsbedingungen in einer frauengeführten Werkstatt in Berlin hergestellt. Auch bei der Verpackung achte ich auf Nachhaltigkeit, für die Kräutermischungen haben ich eine plastikfreie Verpackung gefunden.

Gibt es Risiken beim Yoni-Steaming?

Natürlich müssen wir bei einem Dampfbad immer vorsichtig sein, wir hantieren mit heißem Wasser und heißem Dampf. Es gibt vereinzelt Berichte von Verbrühungen. Die sind aber darauf zurückzuführen, dass Frauen die Schüssel auf eine Heizplatte gestellt haben und so zu lange zu hohen Dampftemperaturen ausgesetzt waren. Wenn du die Dampftemperatur als angenehm empfindest, kann das nicht passieren. Vergleiche es einfach mit einem Bad in der Badewanne oder einem Dampfbad, das du bei einer Erkältung eingesetzt – auch hier sind wir vorsichtig und warten noch ab, wenn es uns zu heiß ist.

Dann muss man bei Kräutern natürlich immer eine potenzielle Allergie in Betracht ziehen. Beim Yoni Steaming treten Allergien allerdings sehr selten auf. Wenn man starke Allergien hat ist es dennochsinnvoll, sich vorsichtig an die Kräuter heranzutasten, z.B die klassische Probe am Unterarm zu machen.

Du bist eine überzeugte Anwenderin und Verbreiterin des Yoni Steaming. Was möchtest du uns abschließend mitgeben?

Meine Mission ist es, die Methode wieder mehr in das Bewusstsein aller Menschen zu bringen. Ich bin davon überzeugt , dass uns mehr Entspannung im Unterleib auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene helfen würde. Daher: Probier es einmal aus, und wenn es Dir gefällt, Nimm Dir deine Yoni Steaming-Zeit, wann immer und wo immer es für dich passt. Ich liebe es inzwischen auch, frische Luft und Yoni Steaming zu kombinieren. Mein Balkon macht das bereits möglich, ich gehe aber auch durchaus mit Hocker und Schüssel und einer Thermoskanne mit heißem Wasser in den Wald. Vielleicht treffen wir uns da dann einmal : )

Das schamanische Medizinrad

Annabel Karbe nutzt eine spezielle Methode, um Menschen in Zeiten des Wandels zu begleiten. Wir interviewten die Expertin zum schamanischen Medizinrad und dem Einsatz in den Wechseljahren.
Mehr über Annabel gibt es auf ihrer Homepage zu erfahren.
„Das schamanische Medizinrad“ – davon habe ich noch nie gehört. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Das schamanische Medizinrad ist ein Übergangsritus, der uns dabei unterstützt, Altes loszulassen und in ein neues Sein hineinzuwachsen. Das Alte können Blockaden, Schmerzen oder auch Lebensformen sein, die nicht mehr passend scheinen – ein Thema, das viele Frauen in den Wechseljahren bewegt.

Wie sieht dieser Übergangsritus aus?

Frau reist dafür symbolisch durch die vier Himmelsrichtungen und begegnet in jeder Himmelsrichtung einem sogenannten Archetypen mit seiner Medizin. Im Süden ist es die Schlange, im Westen der Jaguar, im Norden der Kolibri und im Osten der Kondor.

Und was bringt mir der Kontakt mit diesen Tieren?

Man könnte sagen, dass in diesen Tieren das Urwissen der Andenkultur eingespeichert ist, das Wissen darum, wie wir Menschen den Wandel in unserem Leben bereichernd gestalten können. Und Wandel begegnet uns ja immer wieder – sei es durch Lebenskrisen oder durch Lebensübergänge wie die Wechseljahre.

Wie wirkt die Reise durch das schamanische Medizinrad bei Beschwerden in den Wechseljahren?

Das Medizinrad wirkt ganzheitlich und es kann somit positiven Einfluss auf seelische und auf körperliche Beschwerden haben –  alleine schon dadurch, dass das Medizinrad mit kleinen Übungen und Ritualen in die Natur hinausführt. Es kann tröstlich sein, sich in einer Lebensphase, in der frau oft nicht weiß, wo oben und unten ist, mit Mutter Erde zu verbinden, und die Bewegung und frische Luft tun demKörper gut.

Kann ich alleine durch das schamanische Medizinrad reisen oder brauche ich dazu eine Begleitung?

Es gibt einige Bücher zum Medizinrad, die auch Übungen enthalten. So ist es möglich, die Reise für sich zu gestalten. Allerdings kann die ein oder andere Übung oder Ritual auch Prozesse anstoßen, die nicht zu unterschätzen sind. Da kann es sehr hilfreich sein, ein Gegenüber zu haben, mit dem frau die Erfahrungen teilen kann und das Erlebte einordnen kann.

Wie läuftdie Reise durch das schamanische Medizinrad genau ab?

Ich führe zunächst ein Kennenlerngespräch mit der Interessentin. Kommt es zu einer Begleitung, dann führe ich die Reisende in gesamt zwölf Sessions in die Himmelsrichtungen, Übungen und Rituale ein. Der Schwerpunkt liegt dabei im Tun – frau setzt um und beobachtet dann im Alltag, was sich an ihr oder in ihrem Leben wandelt. Ich bin da, um mich mit ihr über ihre Erfahrungen auszutauschen.

Machst Du das nur vor Ort?

Nein, zunächst lernen wir uns in einem Telefonat kennen. Auch für die Sessions nutze ich Telefon oder auch Zoom. Manche Frauen sind zunächst skeptisch, ob nicht die persönliche Begegnung dabei fehlt– ich kann nur sagen: auch über die Distanz setzt die Wirkung ein.

Was sagen Deine Klientinnen?

Die Frauen, die ich bisher begleiten durfte, haben einen kraftvollen Wandel erlebt. Eine von ihnen hat sich endlich als Autorin anerkannt und angefangen, ein Buch zu schreiben, eine andere hat sich mit ihrem Vater versöhnen können. Darüber hinaus haben sie zahlreiche Impulse erhalten, die über die Reise hinaus bei ihnen wirken – so weiß ich von einer Frau, dass sie bis heute ihr Krafttier ehrt undsich von ihm gestärkt fühlt.

Was muss bei der Arbeit mit dem schamanischen Medizinrad beachtet werden?

Ich gebe kein Heilsversprechen und ersetze weder Arzt/Ärztin, nochTherapeut*in. Und es ist wichtig, dass jede Frau ihr Motiv für diese Reise überprüft, damit sie keine überhöhten Erwartungen hat.

Du bist eine überzeugte Vermittlerin vom schamanischen Medizinrad. Wie würdest Du die Vorteile zum Schluss kurz zusammenfassen?

Das Medizinrad kann Frauen, deren Alltag in den Wechseljahren durcheinander gewirbelt wird, tröstlichen Halt und eine Richtung geben. Und es bietet ihnen die Möglichkeit, sich von altem Ballast, der sich in den Jahrzehnten angesammelt hat, zu befreien. Ich nenne es deshalb auch gerne „Seelenreinigung vom Feinsten“.