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Wenn die Haarfülle schwindet

von Ellen Cornely-Peeters

Glänzendes, kraftvolles Haar nimmt von jeher einen wichtigen Stellenwert für die weibliche Identität und den Selbstwert ein und ist für viele Frauen ein wichtiges Attribut für Weiblichkeit, Attraktivität und Gesundheit.

So hat das Ausdünnen der Haare bis hin zum Haarverlust großen Einfluss auf unser Selbstbewusstsein. Frauen in jeder Lebensphase leiden unter diesen Veränderungen. Fürchten, nicht mehr als weiblich genug wahrgenommen zu werden. Unsere Identität sollten wir uns dadurch keinesfalls nehmen lassen. Schon eine neue Frisur kann schnell Abhilfe schaffen.

Haarveränderungen in den Wechseljahren

Ein gutes Zusammenspiel der Hormone sorgt ebenso wie eine gute Mineralstoffversorgung für gesundes, kräftiges Haar. Kommt es zu starken hormonellen Schwankungen, hat das Auswirkungen auf unsere Haarpracht. So bemerken Frauen in allen hormonellen Umstellungsphasen, dass sich die Struktur ihrer Haare verändert und/ oder sogar die Haarfülle schwindet. So auch in den Wechseljahren.

Verliert der Mensch täglich durchschnittlich 50 bis 100 Haare, bezeichnet diffuser Haarausfall das Lichterwerden der Haare am gesamten Kopf. Der Haarausfall um den Scheitel herum wird als die häufigste Form des Haarausfalls bei Frauen beschrieben. Hormone, vor allem Östrogene stehen unter Verdacht, mitschuldig zu sein. Östrogene sind als Wachstumshormone auch für die Energieversorgung der Haarwurzel verantwortlich und regen das Haarwachstum an. Durch den Hormonrückzug in den Wechseljahren verlangsamt sich das Haarwachstum. Haare, die ausfallen, wachsen nicht mehr so schnell nach wie bisher. In der Folge dünnt das Kopfhaar merklich aus. Auch das Haar selbst wird feiner, das Haarvolumen weniger.

Konkurrenzkampf der Hormone

Auch drängen durch den Östrogenrückzug unsere männlichen Hormone in den Vordergrund und die Balance zwischen Östrogen und Testosteron gerät aus dem Gleichgewicht. Das bemerken wir an den sich langsam ausbildenden Geheimratsecken beim Haupthaar und/oder dem ein oder anderen „Hexenhaar“, das wir mit Schrecken plötzlich am Kinn oder auf der Oberlippe entdecken. Auch ein kleines Damenbärtchen weist darauf hin, dass das Testosteron im Verhältnis zum Östrogen mächtiger geworden ist. Das, was sich grundsätzlich positiv für ein neues Selbstbewusstsein erweist, hat leider auch diese unwillkommene Kehrseite: vermehrten Haarwuchs im Gesicht.

Weitere Verdächtige

Doch die Wechseljahre allein sind nur in seltenen Fällen die alleinige Ursache für Haarausfall. Die Ursachen können sehr vielfältig sein. Ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen Sexual-, Stress- und Schilddrüsenhormonen ist genauso möglich, wie ein Zuviel oder Zuwenig an Hormonen. Der veränderte Stoffwechsel, eine Darm- oder Schilddrüsenerkrankung oder auch Medikamente, die eingenommen werden müssen, können für den Haarverlust verantwortlich sein. Im Besonderen Mittel gegen erhöhte Blutfettwerte, Krebsmedikamente oder Medikamente gegen Schilddrüsenüberfunktion.

Auch an eine mögliche Unterversorgung mit Mineralstoffen, Vitaminen wie Biotin und Spurenelementen wie Zink- und Eisen, sollte gedacht werden. Selbst Frauen, die sich bewusst, biologisch und ausgewogen ernähren, sollten diese Möglichkeit nicht ausschließen. Haarausfall ist immer ein Symptom, eine Folgeerscheinung, keine Krankheit.

Auch die Gene spielen mit

Anders verhält es sich beim erblich bedingten, hormonellen Haarausfall. Hier reagiert die Haarwurzel empfindlich auf männliche Hormone wie Dihydrotestosteron (DHT). Dadurch werden die Haare nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt und die Haarwurzel kann keine kräftige, neue Haarsubstanz mehr bilden. Schließlich wachsen nur noch feine, kurze Flaumhaare nach. Sind weibliche Familienangehörige davon betroffen, ist es wahrscheinlicher, dass es sich auch bei uns so entwickelt.

Eine Ausnahme bildet die sogenannte Alopecia Areata mit ihren Unterformen – eine Autoimmunreaktion, deren Ursache nicht zu 100 Prozent geklärt ist.

Stress und Co. stressen die Haare

Stress und Fehlernährung gehören nachweislich zu den häufigsten Ursachen für einen über das normale Maß hinausgehenden Haarausfall. Auch einseitige Diäten oder Fastenkuren, Darm- und Stoffwechselerkrankungen, ein schwaches Immunsystem und starke Gewebeübersäuerung durch Überbeanspruchung können einen erhöhten Bedarf an Mineralien verursachen.

Neben Medikamenten sind auch starke emotionale Belastung, Schwermetalle und Umweltgifte gigantische Mikronährstoffräuber.

Frauen, die mit synthetischen Hormonen wie z. B. aus Antibabypillen, Hormonringen oder Hormonspiralen verhüten, sind nachweislich von einer Unterversorgung mit Vitalstoffen betroffen. denn hormonelle Verhütungsmittel sind echte Mikronährstoffräuber! Eine optimale Vitalstoffversorgung und „Hormone in Balance“ sind jedoch für ein gesundes Haarwachstum unerlässlich.

Ursachen auf den Grund gehen

Wer einen überdurchschnittlichen Haarverlust bei sich bemerkt, sollte der Ursache auf den Grund gehen und sich medizinisch untersuchen lassen. So kann eine Erkrankung oder auch ein Hormonmangel rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Durch eine Mikronährstoffanalyse aus dem Blut können Defizite im Vitamin- und Mineralstoffhaushalt schnell aufgedeckt und der persönliche Bedarf an Vitalstoffen ermittelt werden. Die gezielte Einnahme von hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln führt schnell ans Ziel. Gleichzeitig unterstützen wir damit auch unsere Hormonbalance. Und damit Wohlbefinden und ein gutes Selbstwertgefühl.

Was kann ich selbst tun?

Da der weibliche Körper mit der Hormonumstellung andere Bedürfnisse entwickelt, kann schon allein mit der Anpassung des Lebensstils, einem guten Stressmanagement und einer langfristigen Ernährungsumstellung die Haarfülle langfristig unterstützt werden.

Natürliches Kräutershampoo und Pflegeprodukte sowie Heilkräuter wie Brennnessel, Schafgarbe, Rosmarin, aber auch Nachtkerze und Weißdorn in Form von Tee oder Tinkturen unterstützen den Haarwuchs und können Haarausfall entgegenwirken. Alle chemischen Shampoos, Conditioner etc. sind ab jetzt eher konterproduktiv, denn sie schaden u.a. durch Xeno-Hormone eher, als sie nutzen bringen.

Ein haariges Problem

Claudia kam nach einem „Wechseljahres-Bingoabend“ zu mir in die Beratung. Es passiert uns Beraterinnen häufig, dass Frauen nach Informationsvorträgen oder „Weiberabenden“ die Lichter aufgehen. Eine häufige Reaktion ist ein erstauntes: „Ach, das kann auch von den Wechseljahren kommen?“. Kein Wunder. Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen sind den meisten bekannt, viele andere Symptome jedoch nicht. So auch das Thema Haarausfall.

Oma im Verdacht

Auch Claudia hatte noch nicht den Zusammenhang zwischen den Wechseljahren und ihrem Haarausfall hergestellt. Sie hatte ihre Großmutter bzw. die Gene im Verdacht: „Ich kenne das noch von meiner Oma, die hatte irgendwann nur noch ein paar Flusen auf dem Kopf“, erzählte sie und dass sie besorgt sei, weil sie immer mehr Haare in der Bürste fand. Haarausfall kann in der Tat genetisch bedingt sein, aber auch viele andere Ursachen haben – Haarausfall ist in der Regel ein Symptom und keine eigenständige Erkrankung. Vom hormonell bedingten Haarausfall sind ca. 20 bis 30% der Frauen betroffen. Genau wie bei Männern mit Tendenz zur Glatze werden bei ihnen die Haarwurzeln durch aus dem Testosteron gebildeten Botenstoffe angegriffen. Bei Frauen tritt diese Art des Haarausfalls erst in den Wechseljahren ein, wenn sich die Östrogene zurückziehen und das Testosteron mehr Spielraum bekommt.

Wundermittel oder Wucher?

Frauen leiden meistens noch stärker als Männer unter dem Haarausfall. Claudia ging es genaus und daher hatte sie bereits viel Geld für alle möglichen Produkte ausgegeben. Auch das ist eine typische Situation in unserer Beratungspraxis: viele Frauen wissen nicht, an wen sie sich mit ihren Problemen wenden sollen. In der Werbung lesen sie dann von der „nachweislichen“ Wunderwirkung eines Mittels und zücken gerne das Portemonnaie.

Dabei gilt: nicht alles, was frei verkäuflich ist, ist auch harmlos. Denn alles, was wirksam ist, kann auch Neben- und/oder Wechselwirkungen haben. Und nicht alles, was Wunder verspricht, hält die Versprechungen auch. Gerade beim Thema Haarausfall haben schon Generationen von Männern z.B. auf die Wirkung von Koffein-Shampoos gesetzt und dann doch festgestellt, dass der Haaransatz dennoch unaufhörlich weiter nach hinten wandert. Inzwischen haben die Hersteller auch Frauen als viel versprechende und zahlungswillige Zielgruppe entdeckt.

Was wirklich wirkt

Ich empfahl Claudia, eine dermatologische Praxis aufzusuchen, um die Ursache ihres Haarausfalls untersuchen zu lassen. Je nach Ursache sind unterschiedliche Behandlungen wirksam. Leidet eine Frau in den frühen Wechseljahren z.B. unter starken Blutungen, liegt ein Eisenmangel nahe. In diesem Fall hilft eine Ernährung mit eisenhaltigen Nahrungsmitteln oder eine vorübergehende Einnahme von Eisenpräparaten wesentlich besser als das berühmte Koffein-Shampoo.

Claudia und ich gingen noch weitere typische Ursachen für Haarausfall durch und konnten vieles davon ausschließen: sie hatte keinen Infekt in den letzten Monaten, auch schätzte sie ihr Stresslevel als recht gering ein. Sie gab zwar zu, dass sie gerne mal zu einem Fertiggericht greifen würde, ernährte sich aber grundsätzlich recht ausgewogen und gesund. Nach diesen Informationen und im Zusammenhang mit den „Flusen“ ihrer Oma, sprach viel dafür, dass Claudia tatsächlich unter einem hormonell bedingten Haarausfall leidet. Bei dieser Art des Haarausfalls hilft Minoxidil. Das ist ein Mittel, das ursprünglich gegen Bluthochdruck entwickelt wurde – damit ist auch klar, dass es auch nicht bedenkenlos angewandt werden sollte, weil Nebenwirkungen auftreten können. Claudia wollte sich daher erst bei ihrer Hautärztin untersuchen lassen. Für die Wartezeit empfahl ich ihr ein erprobtes Hausmittel: eine Mischung aus gleichen Teilen von Bockshornklee, Zinnkraut und Brennnessel. Drei Tassen täglich sollen genauso das Haarwachstum anregen wie die Verwendung des Suds als Spülung.