Fass mich (nicht) an – Hitzewallungen und Berührungen

Da ist sie wieder! Diese plötzlich auftretende Wallung, bei der die Hitze langsam von der Brust, hoch zum Hals und dann ins Gesicht aufsteigt und mich rot-fleckig aussehen lässt. Fast wie ein schüchternes Schulmädchen, dass sich für irgendetwas schämt. Die Schweißperlen stehen mir im Gesicht und ich spüre den Schweiß den Rücken hinunterlaufen. Heute ist das schon die vierte Hitzewallung, die dann immer nur ein paar Minuten anhält, in denen ich mir meine Kleider vom Leib reißen könnte und im nächsten Moment fröstelnd wieder ganz schnell ins Jäckchen schlüpfen möchte. Der ganze Körper klebt, ich habe das Gefühl zu strinken und jede Berührung oder Umarmung ist in diesen Phasen unangenehm und zu viel.

Herausforderung für den Partner/die Partnerin

Für meinen Mann war in diesen Situationen mein ablehnendes oft nicht immer nachvollziehbar bzw. nicht zu verstehen. Ihm zu vermitteln, dass es nicht an ihm oder seinen Liebkosungen liegt, sondern ich gerade „flushe“ und so gar nicht auf Kuschelmodus eingestellt bin, war nicht immer leicht. In weniger turbulenten Phasen versuchte ich ihm meine Gefühlsausbrüche und Hitzewallungen zu beschreiben und meine Verfassung zu erklären. Verständnisvoll und vorsichtig „klopft“ er seit dem bei mir an. Kommunikation und permanenter partnerschaftlicher Austausch ist enorm wichtig um unsere körperlichen und psychischen Veränderungen zu erklären, sofern diese Zusammenhänge auch uns so bewusst sind, um etwaige Missverständnisse sofort zu erklären oder bestenfalls zu beseitigen. Die Hitzewallungen sind kein Dauerzustand! Es ist eine Phase in unserem Leben, die verschiedene Symptome in unterschiedlichen Ausprägungen uns präsentieren kann. Hat sich unser Körper nach dem Hormonchaos an den verminderten Hormonlevel gewöhnt, können wir auch wieder entspannter und lustvoller unsere Beziehungen genießen.

Wir alle brauchen Berührungen

Eine ehemalige Seminarteilnehmerin bezeichnete die Hitzewallung sehr liebevoll als „meinen ganz persönlichen Sommer“. Erklärt wird das Aufkommen der Hitze durch das hormonell fehlgeleitete Temperaturzentrum, dass auch unsere Gefäße unter der Haut weit stellt und somit unsere Hitze und Rötung zu spüren sind. Für uns Frauen ist somit ein feinfühliger, liebevoller und geduldiger Umgang mit uns selbst und mit dieser sich ständig wechselnden Lebensphase unumgänglich. Da wir alle Berührungen brauchen, weil Berührung und Nähe ein Grundbedürfnis bei Mensch und Tier ist, sollten wir uns diese Bedürfnisse nach solchen hormonellen Disbalancen wieder zurückerobern. Mit zunehmenden Alter können wir eine gesellschaftliche Berührungsarmut beobachten, die uns langfristig krankmacht. Man stelle sich vor, dass wir unser Smartphone am Tag häufiger streicheln als unseren Partner oder Partnerin. Berührungen vermitteln uns Zuversicht, Liebe, Glück, Herzlichkeit, Empathie, Zustimmung, Trost, Hoffnung, Stärke, Mut, Mitgefühl, vermindert Stress uvm. Viele Studien können die positive und heilsame Wirkung der Berührung belegen und können in therapeutischen Anwendungen eingesetzt werden.

Italiener mögen Berührung weniger als Russen

Im Buch „Berührung“ von Psychiater Prof. Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen und der Massage- und Körpertherapeutin Gabriele Mariell Kiebgis ist von einer Berührungskarte zu lesen die Forscher aus Finnland und Großbritannien erstellt haben. In einer Studie mit mehr als 1300 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus fünf verschiedenen Ländern sollte herausgefunden werden an welchen Stellen die Personen anderen Personen eine Berührung erlauben würden. Dabei sollte zwischen Berührungen von Fremden, Bekannten, Familienangehörigen, engen Freunden und Partnern differenziert werden. Folgendes Ergebnis konnte festgehalten werden: fremde Frauen durften nur oberhalb des Schlüsselbeines berühren, wobei es unerheblich war ob der oder die Fremde eine Frau oder ein Mann ist. Bei Männern zeigte sich ein anderes Bild: diese wollten von einem fremden Mann auch keine Berührung am Kopf, hingegen auf die Berührung von einer Frau der Mann erheblich offener reagierte. Eine Einschränkung dabei gab es: es durfte keine weibliche Familienangehörige sein. Somit lassen sich Männer ehr von einer Fremden als von der eigenen Mutter berühren. Italiener mögen Berührung weniger als Russen. Und sehr offen für Berührungen waren die Finnen. Als zugängliches Körperteil wurde die Hand von allen benannt. Abschließend war festzustellen, dass Frauen für Berührungen empfänglicher sind als Männer.

Sinnliche Partnermassage … im nächsten Monat

Bei liebevollen Berührungen wird unser Nervensystem beruhigt, unser Stresslevel gesenkt und unser Immunsystem gestärkt. Mehr dazu und eine Anleitung für eine sinnliche Partnermassage gibt es im nächsten Newsletter.