Die eigene Schönheit entdecken als Frau in der Lebensmitte

Ute Rademann ist mit vielen Schwestern aufgewachsen – und damit schon früh mit weiblichen Themen konfrontiert worden.  Als zertifizierte GFG-Gesundheitspädagogin mit dem Schwerpunkt Wechseljahre und lösungsorientierter Coach stärkt sie Frauen dabei, sich schön und wohlzufühlen.
Schönheit ist in jedem Lebensalter ein Thema. Warum ist es Deiner Meinung nach besonders wichtig in den Wechseljahren?

Schönheit ist in unserer Welt untrennbar vom Alter der Frau. Bascha Mika hat in ihrem Buch „Mutprobe“ ein paar sehr schöne Zitate dazu veröffentlicht. Meine – vielleicht provizierenden – Lieblinge sind:

Es gibt ein Alter, in dem eine Frau schön sein muss, um geliebt zu werden. Dann kommt ein Alter, in dem sie geliebt werden muss, um schön zu sein.

Francoise Sagan

Frauen werden Männern niemals ebenbürtig sein, solange sie nicht mit Glatze und Bierbauch die Strasse runterlaufen können und immer noch denken, sie seien schön.

Nina Hagen

„Eine Frau ist ein Engel mit zehn, eine Heilige mit fünfzehn, ein Teufel mit vierzig und eine Hexe mit achtzig.“

Engl. Sprichwort
Damit ist ja eigentlich alles gesagt! Was macht es Deiner Meinung nach so schwer für Frauen in den Wechseljahren, sich rundum schön zu finden?

Schönheit wird meist mit Jungsein und Schlanksein gekoppelt. In der Lebensmitte ändert sich allerdings meist die Körperform, wir nehmen zu, die Proportionen ändern sich. Manche Frauen sagen, sie verschwinden oder fühlen sich als Neutrum.

70% aller Frauen mögen ihren Körper nicht. Kein Wunder. Schon als Mädchen spielen wir mit Barbie, später himmeln wir dann die Topmodels an. Dazu muss man wissen: Wenn die Barbie-Puppe eine wirkliche Frau wäre, könnte sie nur auf allen Vieren gehen, mit ihren Proportionen könnte sie weder stehen, noch sich aufrecht halten. Also ist sie kein gutes Vorbild. Die Topmodels sind nicht besser: Die durchschnittliche Frau wiegt 66 kg. Vor 20 Jahren wogen die Topmodels 8 kg weniger als eine durchschnittliche Frau. Heute wiegen sie 23 kg weniger! Auch Schaufensterpuppen vermitteln falsche Bilder: Wenn es wirkliche Frauen wären, wären ihre Hüften viel zu schmal, um Kinder zu kriegen.

Also werden wir immer einer Art Gehirnwäsche unterzogen. War das schon immer so oder führen heute die vielen Bildern aus der Werbung, social media und dem Internet zu diesem Phänomen?

Frauen, die jetzt in den Wechseljahren sind, haben noch nicht als Teenie um das beste Foto auf Instagram und Co. konkurriert. Aber auch wir kennen Wertungen und Vergleich von früh auf. Ein schönes Beispiel: Was fragt die Stiefmutter im Märchen Schneewittchen? Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Unsere Frauen-Vorbilder kommen oftmals aus der christlichen Religion, das sind eher Frauen, die überirdisch sind: Jungfrauen, Heilige, Märtyrerinnen oder andere Frauen, die zurückgezogen und abstinent gelebt haben.

Zur Gehirnwäsche noch ein paar Punkte: Die Botschaft der Medien ist: dünner = besser. Modeschöpfer stellen alles kleiner als in Gr. 34 her! Damit haben sie eine starke Wirkung, sie mögen dicke Menschen nicht! Und die zahlreichen Diättipps und – mittelchen suggerieren: eine Diät macht Dich gesund und glücklich. Wenn Du nicht schlank bist, bist Du dick und hässlich… Übrigens: Marilyn Monroe kleidet sich in Größe 42 und das 42 jener Zeit ist das 46 von heute!

Was empfiehlst Du denn Frauen in den Wechseljahren, die dennoch mit ihrem Aussehen und ihrer Attraktivität hadern?

Zunächst sollten wir uns klar machen: Frauen erarbeiten 2/3 des Arbeitsaufkommens oft unentgeltlich – werden wir dafür geehrt? Stattdessen sollen wir sexy und schön sein. Schon Mädchen wird früh anerzogen, dass sie gut aussehen sollten, sonst gelten sie nichts.

Dabei sollte man Mädchen und Frauen nicht dafür wertschätzen, wie sie aussehen, sondern was sie tun!

Ab der Lebensmitte geht es nicht mehr um ein Werden, sondern eher um das Sein.

Die meisten Frauen haben ihre beste Zeit jenseits der Lebensmitte. Künstlerinnen hatten meist ihre größte Schaffenskraft in der 3. Lebensphase. Eine Statistik besagt: Frauen sind am glücklichsten zwischen 60 und 70. Dazu noch ein Zitat: Ein indischer Journalist hat einmal gesagt: Zwei Dinge gibt es, die unser Leben retten:

Liebe und Lachen – hat man eins, ist alles gut, hat man beides, ist man unbesiegbar und bleibt auch schön!

Der innere Kritiker bleibt natürlich eine Herausforderung! Aber: Schönheit ist das, was man daraus macht! Je mehr Du Dich selbst magst, desto mehr mögen Dich die anderen! Affirmationen für die Schönheit können dabei unterstützen:

Ich akzeptiere meinen Körper und erkenne seine Schönheit.

Ich achte und liebe mich.

Mehr über Ute Rademann findest Du hier. Im Februar-Newsletter gibt sie noch ein paar praktische Tipps zum Thema Schönheit.